Wenn in einer Stadt kein Wohnungsmangel herrscht, ist es da nicht riskant, Dutzende Miet- und Eigentumswohnungen auf den Markt zu bringen? – Wenn Vater und Sohn gemeinsam die Bauherrschaft übernehmen, kann das gut gehen? – Wenn die Bank konzeptionelle Auflagen einwirft, kommt es da nicht zu lauen Kompromissen? – Nein, nicht bei «Les Portes-de-Bulle», dem grössten Holzbauprojekt von Renggli in der Romandie. Auch hier stellt sich Holz als Wettbewerbsvorteil heraus für Gewerbeflächen, Büroräume, ein Ärztezentrum und 40 Miet- und Eigentumswohnungen.

Eleganter Kontrast: Die Holzfassade erhält durch die Aluminiumplatten einen optisch urbanen Akzent.

Mitten in Bulle wurde wegen eines Geschäftsumzugs eine grosse Bauparzelle frei. Vater Georges und Sohn Marc Fragnière, seines Zeichens Leiter Generalunternehmung Westschweiz bei Renggli, wurden beim Anblick der zentralen Fläche sofort von unternehmerischem Ehrgeiz gepackt. Der Platz erschien ihnen perfekt für ein Grossprojekt mit Wohnungen und  Gewerbezentrum. Nach einer vielversprechenden Machbarkeitsstudie nahmen sie Kontakt auf mit den ortsansässigen Deillon Delley Architectes, die sie privat kannten und um deren Expertise im Holzbau sie wussten.

Georges und Marc Fragnière, Bauherrschaft
Uns war wichtig, das Holz auch in der Fassade aufzunehmen – schliesslich sind es Holzbauten! Georges und Marc Fragnière, Bauherrschaft
Alexandre Delley, Architekt Deillon Delley Architectes SA
‹Portes-de-Bulle› bildet zusammen mit den Nachbargebäuden eine offene Insel mit einem schönen Garten in ihrem Herzen. Alexandre Delley, Architekt Deillon Delley Architectes SA
Gewünscht: Es gibt immer mehr Menschen, die in einem Holzbau wohnen möchten.

Der urbane Kontext – die Parzelle grenzt an den historischen Teil der Stadt Bulle – führte die Architekten zu einer Lösung mit drei Volumen, die sich aus einem gemeinsamen Sockel erheben und sich in ihrer Ausrichtung jeweils nach den umliegenden Strassen richten. Die drei Einheiten bilden zusammen mit den  Nachbargebäuden eine offene Insel mit einem Garten in der Mitte und somit für die Fussgänger eine Verlängerung des öffentlichen Raums.

Das Erdgeschoss mit der Tiefgarage und den überdachten Gebäudedurchgängen trägt als Betonsockel die drei Holzbauten. Diese sollten sich auf Wunsch der Bauherren auch über die Fassade klar zu Holz bekennen. Den Architekten indessen war es ein Anliegen, im Rahmen der produktionsund brandschutztechnischen Möglichkeiten auch dem städtischen Kontext gebührend Rechnung zu tragen. Als stilprägendes Schlüsselelement haben sich dabei thermolakierte Aluminiumplatten erwiesen. Sie unterbrechen als horizontale Trennelemente die vorvergraute Fassade aus nordischer Fichte zwischen dem dritten und dem vierten Stock und verleihen dieser so ein technisch urbanes Flair. Eine elegante Lösung, die in der langfristigen Betrachtung auch im Unterhalt sehr gut aussehen wird.

Mit Les Portes-de-Bulle verfolgten Vater und Sohn Fragnière konsequent das Ziel, ein innovativ-nachhaltiges, renditefähiges, aber auch kostenbewusstes Projekt zu realisieren. Moderne Funktionalitäten wie Gebäudeautomatisierung, Fotovoltaikanlage, Park- und Ladeplätze für Elektrofahrzeuge waren von Anfang an Teil des Plans. Dem Rat der Bank folgend war auch die Kombination von Eigentumswohnungen und Mietwohnungen im selben Qualitätsstandard gesetzt.

 

Ankommen: In der Pädiatrie «La Toula» fühlen sich Mitarbeitende wie Besucher wohl.

Dass auf dieser Mission der Holzbau erste Wahl war, ist nicht nur naheliegend, weil Marc Fragnière Holzbauingenieur ist und für Renggli arbeitet. Sie beruhte auch auf der Überzeugung, dass im Konkurrenzumfeld von Bulle die Holzbauweise den entscheidenden Unterschied machen kann. Immerhin ging es darum, 40 Miet- und Eigentumswohnungen, dazu namhafte Büro- und Gewerbeflächen abzusetzen. Und in der Tat: Schon vor Baustart war fast das gesamte Angebot veräussert. Auch verschiedene Arztpraxen waren vom hochwertigen Bau und der zentralen Lage sehr angetan. Von Mietenden und Eigentümern gab es nur positive Rückmeldungen, darunter einige, die ihre Entscheidung explizit auf das Holz zurückführen. Massivbauwohnungen gibt es in Bulle genug, Holzbauten sind dagegen (noch) rar.

Stéphanie Gachet, Kinderärztin Praxis La Toula, mit Françoise Dupré
Die Familien und Patienten fühlen sich wohl bei uns und sie finden die Atmosphäre angenehm und beruhigend. Stéphanie Gachet, Kinderärztin Praxis La Toula, mit Françoise Dupré
Kevin Partensky, Projektleiter Holzbau Renggli AG
Ein Subunternehmer sagte bei einem Baustellenbesuch zu meinem Sohn, dass ich einen super Job machen würde. Ich weiss nicht, wer stolzer war – mein Sohn oder ich. Kevin Partensky, Projektleiter Holzbau Renggli AG

Renggli war als Holzbauer und Holzingenieur gefragt, um ein ganzheitlich durchdachtes und optimiertes Projekt zu entwickeln. «Das ist natürlich ein Flaggschiffprojekt für uns in der Westschweiz», sagt Projektleiter Kevin Partensky, «es war allerdings auch eine perfekte Belastungsprobe.» Schlechtes Wetter führte im Herbst und im Winter oft zu Unterbrüchen in der Montage. Und das Arbeiten unter Covid-Bedingungen war ebenfalls nicht ohne. Aber wenn Kevin an Les Portes-de-Bulle denkt, würde er am liebsten allen Freunden erzählen: «Seht her, das ist Holzbau! Es ist mehrgeschossig, gross, sieht gut aus, ist qualitativ hochwertig gebaut und bietet viel Lebensqualität.»

Details zum Bauprojekt

BauherrschaftSI Les Frênes SA
ArchitekturDeillon Delley Architectes SA
Holzbau-Engineering: Statik/Bausystem, Brandschutz und SchallschutzRenggli AG
BaustandardMinergie (ohne Zertifikat)
Baujahr2020 - 2021
KonstruktionHolzsystembau
FassadeVorvergraute, nordische Fichte und thermolakierte Aluminiumplatten
NutzungDrei Mehrfamilienhäuser mit total 40 Wohnungen (14 Eigentums und 26 Mietwohnungen), Büros und Gewerbe
Leistungen Renggli AGHolzbau
Auszeichnung Prix de l’Immobilier Romand 2022: 3. Preis Kategorie «Gebäude mit überwiegend Mietwohnungen auf dem freien Markt»

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

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«Bienvenue aux Portes-de-Bulle»

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