Im ersten Teil unserer Blogserie haben wir beleuchtet, wie sich BIM im Holzbau entwickelt hat und welche Grundlagen heute bereits etabliert sind. In diesem zweiten Beitrag gehen wir einen Schritt weiter und untersuchen, wie BIM konkret in der technischen Umsetzung funktioniert und was es braucht, damit BIM reibungslos funktioniert.

Wie funktioniert eine modellbasierte Zusammenarbeit in der Praxis?

Basis für eine erfolgreiche modellbasierte Zusammenarbeit ist das Architekturmodell. Es bildet die Grundlage unserer Arbeit und dient als übergeordnetes Referenzmodell für alle weiteren Fachmodelle. Bevor man mit der eigentlichen Modellierung beginnen kann, findet eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten statt.

Zu Beginn wird die gemeinsame Zielsetzung des Projekts geklärt. Wir besprechen, welche Anforderungen und Bedürfnisse bestehen, welche Informationen das Modell enthalten soll und welche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. Ebenso wird definiert, welchen konkreten Nutzen das Modell in den jeweiligen Projektphasen liefern soll.

Diese Zieldefinition ist ein entscheidender Schritt. Sie schafft die Grundlage für eine qualitativ hochwertige und effiziente Zusammenarbeit über alle Disziplinen hinweg.

Unsere Arbeitsweise mit zwei zentralen Modellen

Ein zentrales Element unserer Arbeitsweise sind zwei strukturgebende Modelle – das Tragwerks- und das Kostenmodell. Sie ermöglichen eine durchgängige Planung vom Architekturmodell über die Werkplanung bis hin zur Maschinenansteuerung. 

Das Tragwerksmodell bildet die statische Struktur des Gebäudes ab und ist eng mit dem Referenzmodell abgestimmt. Es dient als Grundlage, damit unsere Holzbauten strukturell sicher und wirtschaftlich geplant werden können.

Das Kostenmodell wird parallel zur technischen Planung erstellt. Es liefert die Ausmasse sämtlicher Bauteile und dient als Basis für die Kalkulation der Projektkosten. Dieses Modell schafft eine hohe Transparenz in der Kostenplanung und eine verlässliche Grundlage für Ausschreibungen und Angebote.

Abbildung mit den verschiedenen Modellen wie Architektur, Tragwerk Holzbau, Kosten Holzbau, Werkplanung
Werkplanungsmodell – Fokus: Werkplanung und Ausführung

Im Zusammenspiel ermöglichen diese beiden Modelle eine jederzeit präzise, effiziente und nachvollziehbare Planung. Sie bilden gemeinsam eine solide Basis – sowohl für die technische Umsetzung des Projekts als auch für die wirtschaftliche Steuerung.

Nach einer gründlichen Qualitätssicherung des Modells und der Sicherstellung, dass alle Elemente korrekt erfasst sind, lassen sich darauf basierend sämtliche 2D-Pläne per Knopfdruck automatisiert aus dem Modell generieren. Das gibt uns die Sicherheit, dass alle Pläne synchronisiert sind und keine Informationen verloren gehen.

Und wie geht es weiter?

Sobald das Projekt in Auftrag gegeben worden ist und wir in die Ausführungsphase übergehen, führen wir die Informationen aus dem Tragwerksmodell und dem Kostenmodell in einem neuen, zentralen Modell zusammen: dem Werkplanungsmodell. Aufgrund der Notwendigkeit zur Direktansteuerung der Abbundmaschinen wird das Werkplanungsmodell in einer anderen Software erstellt. Es geschieht also ein Medienwechsel, bei dem die Informationen übertragen werden müssen. Die automatisierte Verarbeitung betrifft nicht nur das Bearbeiten von Konstruktionsholz und Plattenmaterial, sondern auch weitere Komponenten wie Lattenroste, Unterkonstruktionen und sogar die Fassadenelemente. 

Abbildung der Werksplanung mit drei Bildern zu Konstruktionsholz, Platten und Lattenrost mit Fassaden
Modellbasierte Planung - Werkplanung

In der modellbasierten Planung bedeutet das Arbeiten am Modell auch, dass mehrere Fachmodelle gleichzeitig im Einsatz sind. Die Modelle der verschiedenen Gewerke und Fachplaner werden übereinandergelegt und direkt miteinander abgeglichen. So werden mögliche Kollisionen frühzeitig erkannt und Fehler ausgeschlossen.

Abschliessend stellt sich die Frage: Warum überhaupt modellbasiert planen?

Diese Frage hören wir oft – besonders von Personen, die noch nicht mit dieser Methode gearbeitet haben. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen klar: Der Mehrwert liegt in der höheren Genauigkeit, einer deutlich grösseren Detailtiefe und insgesamt in einer verbesserten Planungsqualität.

Wir erreichen diese Qualität bereits in den frühen Planungsphasen (SIA 31 bis 33 – Vorprojekt bis Bauprojekt) und können dadurch Fehler und Korrekturen in späteren Phasen erheblich reduzieren.

Gleichzeitig arbeiten wir heute enger und integrativer zusammen. Wir tauschen uns regelmässig über das gemeinsame Modell aus, was die Kommunikation deutlich erleichtert. Ausserdem nutzen wir viele Synergien, die sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben.

Eine Herausforderung sehen wir jedoch in der aktuellen Honorarstruktur nach SIA. Die SIA-Normen 102 und 103 berücksichtigen die Zusammenarbeit in BIM-Projekten noch nicht ausreichend. Das bedeutet: Wenn Architekten oder Fachplaner an einem BIM-Projekt beteiligt sind, sollte beachtet werden, dass es eine Aufwandverschiebung mit erhöhten Aufwänden in den frühen Projektphasen gibt. Dieser Mehraufwand muss im Honorar berücksichtigt werden.

Anhand des Bürotrakts Pilatus Flugzeugwerke zeigt die Abbildung die verschiedenen Modelle wie Architektur, Kostenmodell, Tragwerk, HLSE und Werkplanung
Modellbasierte Planung an Hand des Bürotrakts Pilatus Flugzeugwerke

Damit die Zusammenarbeit im BIM-Projekt funktioniert, ist Disziplin bei allen Beteiligten besonders wichtig. Nur wenn alle strukturiert und konsequent arbeiten, kann das Projekt erfolgreich verlaufen. Das sollte zwar selbstverständlich sein, ist aber gerade in der BIM-Planung entscheidend. Auch eine funktionierende Infrastruktur und klare Absprachen, wie zusammengearbeitet wird, sind unerlässlich.

Viele sind mit der BIM-Planung noch nicht so vertraut wie mit klassischen Planungsmethoden. Deshalb ist es wichtig, auch in stressigen Phasen bei der gewählten Arbeitsweise zu bleiben. Man darf nicht in alte, gewohnte Muster zurückfallen, nur weil es in der neuen Methode gerade schwierig wird.

Ein kurzer Abstecher auf die benötigte Infrastruktur: Was braucht es, um in BIM zu arbeiten?

Technisch betrachtet basiert die BIM-Arbeit auf drei zentralen Komponenten:

  1. Autorensoftware
    Das sind die klassischen CAD-Programme, mit denen geplant und modelliert wird. Es gibt unterschiedliche Softwarelösungen – je nach Vorlieben und Anforderungen der Planenden.

  2. Auswertungssoftware
    Hierbei handelt es sich um sogenannte IFC-Viewer oder Model Checker. Mit diesen Tools lassen sich die verschiedenen Fachmodelle (IFC-Dateien) zusammenführen, prüfen und vergleichen. Sie ermöglichen auch eine modellbasierte Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten.

  3. Datenablage
    Ähnlich wie in der klassischen Projektarbeit braucht es einen Ort zur Ablage sämtlicher Projektdaten. Das kann ein Server oder – bei BIM typischer – eine Cloud-Plattform sein.
Die Abbildung zeigt die verschiedenen Softwaren welche für die BIM Planung gebraucht werden
Infrastruktur und Setup: Technische Komponenten einer BIM-Planung

Im Rahmen einer BIM-Kollaboration wird meist eine Cloud-Lösung genutzt. Jeder Beteiligte lädt dort seine IFC-Dateien hoch. Diese werden automatisch synchronisiert, sodass alle stets mit dem aktuellen Modell arbeiten.

Die Abstimmung erfolgt über das sogenannte BCF-Format (BIM Collaboration Format). Damit lassen sich Aufgaben direkt im Modell markieren, zum Beispiel eine Kollision, die der Architekt überprüfen soll. Diese Aufgaben können inklusive Screenshot in die CAD-Software importiert und dort direkt bearbeitet werden – genau an der richtigen Stelle im 3D-Modell.

In einer BIM-Kollaboration sind alle Beteiligten eng miteinander vernetzt. Damit das reibungslos funktioniert, braucht es eine zuverlässige technische Infrastruktur – und vor allem die Disziplin aller Akteure, sich konsequent an die gemeinsam vereinbarten Prozesse zu halten. Wenn das gegeben ist, zeigen die Erfahrungen: Solche Projekte verlaufen erfolgreich, machen Freude in der Zusammenarbeit und führen zu einer hohen Planungsqualität.

Die Abbildung zeigt die verschiedenen Baumitwirkenden und wie diese verbunden sind in einer BIM zusammenarbeit.
Infrastruktur und Setup: Kommunikation und Bearbeitung

Nach dem Blick hinter die Kulissen unserer modellbasierten Planung werfen wir im nächsten Beitrag einen Blick auf die Praxis: Wir zeigen, wie BIM konkret in realen Projekten funktioniert – mit all seinen Stärken, Herausforderungen und Lerneffekten.

Weiterführende Informationen zum Thema BIM

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«BIM in der Anwendung: Arbeitsweise und Infrastruktur bei Renggli»

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