BIM Planung - warum? Welchen Mehrwert erbringt BIM gegenüber der herkömmlichen Planungsmethode? Diese Frage ist zentral, wenn ein Projekt modellbasiert und integral geplant werden soll. Tauchen Sie mit uns ein und erfahren Sie, warum wir BIM als die Zusammenarbeitsform der Zukunft sehen und bereits jetzt den Grossteil unserer Projekte mit dieser Arbeitsmethode abwickeln.

Im ersten Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie sich BIM von der herkömmlichen Arbeitsweise unterscheidet und welche Vorteile BIM als neue Arbeitsform bietet. Erfahren Sie im zweiten Beitrag anhand von konkreten Anwendungsfällen aus der Praxis, wie wir mit BIM arbeiten.  

Erste Schritte

Der Start für uns bildet in jedem Fall ein vorhandenes Architekturvorprojekt. Zu diesem Zeitpunkt definieren wir als allererstes die Zusammenarbeitsform mit Architekt und Fachplanern. Ist der Wunsch nach einer modellbasierten Planung bei allen Beteiligten vorhanden, so bietet sich die Möglichkeit einer gemeinsamen integralen Projektkollaboration an, bei der jeder Fachplaner seine Planung im 3D durchführt. Um dies erfolgreich zu bewerkstelligen, benötigt es einen Koordinator und eine klar definierte Struktur in Bezug auf Kommunikation, Benennung und Infrastruktur. Erfolg und Misserfolg hängt stark von dieser Planung der Planung und der Disziplin der einzelnen Akteure ab, sich an diese Prozesse zu halten.

Auf Basis des Architektur 3D-Modells starten wir mit dem Erstentwurf vom Tragwerksmodell und dem Bausystemdossier. 

Tragwerksmodell

Mit dem Tragwerksmodell bilden wir das statisch gewählte System ab, deren Bauteile wir bereits mit den ersten Informationen wie beispielsweise Holzqualität, Materialisierung oder statischen Fähigkeiten bestücken. Dieses Modell wird im IFC Viewer zusammen mit Architekt und anderen Fachplanern angeschaut und besprochen. Mit einer Filterfunktion im IFC Viewer können gewählte Kriterien farblich hervorgehoben werden. Dank dieser Möglichkeit wird die gemeinsame Qualitätssicherung und Lösungsfindung stark vereinfacht. Durch die Überblendung von Architekturmodell und Tragwerksmodell können Dimensionen, Positionierung und Sperrzonen sowohl technisch wie auch architektonisch sauber abgeglichen werden.

Bausystem

Der zweite wichtige Grundstein bildet das Bausystem. Die Bauteile werden von uns erstellt und exportiert und können vom Architekten direkt bei sich im Modell eingelesen werden. Dieser Vorgang ermöglicht eine hohe Präzision in einer frühen Phase, welche mit wenig Aufwand verbunden ist. Der Architekt arbeitet von Anfang an mit den richtigen Bauteilstärken und Verortungen können ebenfalls frühzeitig dank der Visualisierung im IFC Viewer miteinander abgeglichen werden. 

Kosten

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Kosten. Dazu verwenden wir zu gegebenem Zeitpunkt das Kostenmodell, welches entweder aus dem Architekturmodell generiert oder selbst erstellt wird. Aus dem Kostenmodell können Informationen automatisch als Listen ausgegeben werden. Diese werden im Anschluss vielseitig genutzt, beispielsweise für Fensteroffertanfragen. 

Ein weiterer grosser Vorteil ist, dass das Ausmass für eine Devisierung oder Offertstellung direkt aus dem Modell ausgegeben werden kann. Somit verlagert sich der Arbeitsaufwand auf die Arbeit am Modell, da das Ausmass nicht mehr händisch, sondern automatisiert als Output aus dem Modell gezogen werden kann. Das Potential zur Direktanbindung an eine Kostensoftware ist mit IFC vorhanden und wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Kostentransparenz in Echtzeit bilden.   

Modellkoordination und Kollisionen

Die Zusammenarbeit im Modell ersetzt die aktive Kommunikation nicht. Kollisionsprüfungen finden entweder visuell oder durch automatisierte Kollisionsprüfungen statt. Sind diese entdeckt, so bedarf es einer aktiven Kommunikation der beteiligten Kollisionspartner, um Lösungen zu finden. Allerdings wird dieser Abgleich oft bilateral geführt, was zu einer Effizienz in Fachplanersitzungen und einer Reduktion von Koordinationsaufwänden seitens Architekt führt. Im Optimalfall wird durch dieses Vorgehen eine hohe Planungsqualität mit funktionierenden Lösungen erschaffen, welche böse Überraschungen während der Bauphase ausschliessen. 

Produktion ab Modell

Wie im ersten Blogbeitrag erwähnt, ist die Produktion ab 3D-Modell bereits seit Jahrzehnten im Holzbau etabliert. Schnittstellen wie Leitungsführung, Durchdringungen, Position von Steckdosen, Ausführungsvarianten, usw. sind bereits im Modell hinterlegt und bilden eine saubere Grundlage für eine erfolgreiche Ausführung. Dank der Verknüpfung von CAD und CNC-Maschinen wird ein millimetergenauer Zuschnitt mit strukturiertem Produktionsablauf und qualitativ hochwertigen Bauteilen realisiert. Mit der Zunahme von immer grösser und komplexer werdenden Gebäuden ist der Holzbau somit bestens vorbereitet, um dem Marktanspruch von Qualität und Genauigkeit gerecht zu werden. 

Digitale Bauleitung

Die Nutzung von BIM in der Ausführung (BIM2field) eröffnet neue Wege in Bezug auf Bauleitung, Einmessen, Qualitätsmanagement am Bau und den gesamten Bauprozess. Erfahrungsgemäss benötigt der Schritt mit BIM in die Ausführung eine frühe Vorbereitung und ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, allen voran der Bereitschaft und dem Wissensstand der am Bau beteiligten Bauunternehmungen und Handwerkern. Wir sind zuversichtlich, dass das zunehmende Wissen, die Erfahrung und technischen Neuerungen die Zukunft des Bauens in eine spannende und effiziente Richtung treiben wird.

Fazit

«Das Geheimnis des Wandels besteht darin, seine ganze Energie nicht auf den Kampf gegen das Alte, sondern auf den Aufbau des Neuen zu richten.» - Sokrates – 

Nach diesem Motto treten wir der Zukunft mit all ihren Veränderungen mit Neugier entgegen. Wir sind dankbar für den Grundstein des Herkömmlichen und folgen dem Weg des Neuen. BIM ist unserer Meinung nach der nächste Schritt im Bauen der Zukunft und es macht uns Freude, diesen Weg zusammen mit der restlichen Baubranche zu entdecken.

BIM in der Anwendung – Teil 1

Im ersten Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie sich BIM von der herkömmlichen Arbeitsweise unterscheidet und welche Vorteile BIM als neue Arbeitsform bietet. 

Kommentare zu
«BIM in der Anwendung - Teil 2»

Kommentare (1)

    05.09.2024

    Michael Mesters

    Die Beispiele sind beeindruckend und veranschaulichen sehr gut die Vorteile von BIM. Man liest in der Theorie viel Gutes, aber die konkreten Anwendungsfälle hier sind überzeugend.

    Ich bin auch der Meinung, dass so die Zukunft des Bauens geht.

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