Im Rahmen eines Renggli-Webinars haben sich die beiden Fachexperten Philemon Ruf (Renggli AG) und Philipp Hirt (Rhomberg Bau AG) der Frage «Design-Build: Die neue Turbo-Methode für neue Bauprojekte?» gewidmet.

In dieser zweiteiligen Blogserie zeigen wir, wie sich diese neue Arbeitsmethode sinnvoll in den Prozess einfügt und wie man damit effizient arbeiten kann.

Wertschöpfung durch Kooperation – warum der smarte Bauprozess ein Gamechanger ist

Die Baubranche ist komplex. Wer schon einmal an einem Bauprojekt beteiligt war, kennt die Herausforderungen: lange Planungsphasen, unvorhergesehene Anpassungen, Terminverschiebungen, steigende Kosten und schlussendlich Baustellen, die von Zeitdruck und Qualitätsproblemen geprägt sind. Doch muss das so sein?

Die Antwort lautet: Nein.

Es gibt eine Arbeitsweise, die diesen Kreislauf durchbricht – und auf Kooperation statt Konfrontation setzt.

Die übliche Arbeitsweise – ein Blick in die Praxis

Zeitstrahl mit den verschiedenen Phasen eines Projekts
Wertschöpfung durch Kooperation: Übliche Praxis

Bei der klassischen Vorgehensweise läuft es so: Architekten und Fachplaner-Teams entwickeln und planen bis ins Detail, bevor das Projekt ausgeschrieben und an ein ausführendes Unternehmen vergeben wird. Danach folgt die Vergabe an das Unternehmen, welches das Projekt realisieren darf. Und was danach passiert, ist vermutlich einigen bestens bekannt:

  • Unternehmer entdecken in der Umsetzung Planungsfehler oder schlagen eigene Lösungen vor.
  • Schnittstellen zwischen Gewerken führen zu Konflikten.
  • Nachbesserungen kosten Zeit und Geld.
  • Termine geraten ins Wanken – und am Ende arbeiten Handwerker unter enormem Druck.

Umplanung, Mehraufwand, Verzögerungen, Frust und Mängel sind die Folgen.

Der smarte Bauprozess – gemeinsam statt gegeneinander

Zeitstrahl mit den verschiedenen Phasen eines Projekts mit Design-Build Ansatz
Wertschöpfung durch Kooperation: Smarter Prozessablauf

Doch es geht auch anders. Damit man Fehler nicht nachträglich korrigieren und Bauprojekte unter Zeitdruck abschliessen muss, sollte man von Beginn an auf Zusammenarbeit setzen. Genau hier setzt der smarte Bauprozess an, auch bekannt als Design-Build – ein Ansatz, der Kooperation priorisiert und so die Weichen für erfolgreiche Projekte stellt. Wenn Bauherren, Gesamtdienstleister, Behörden, Planer und ausführende Firmen bereits früh an einem Tisch sitzen, entsteht eine technisch und wirtschaftlich optimierte Umsetzung. Dieser Prozess bringt entscheidende Vorteile:

  • Frühzeitige Einbindung von Unternehmern: Die ausführenden Firmen werden schon in der Planungsphase (SIA 31–33) eingebunden und bilden sogenannte Werkgruppen. Dadurch können sie wichtige Entscheidungen nicht nur mitgestalten, sondern diese auch aktiv mittragen – und genau das macht den Unterschied.
  • Kostensicherheit: Potenzielle Stolpersteine und Risiken werden vor Baustart erkannt und beseitigt.
  • Höhere Qualität: Durch Vorfertigung und abgestimmte Prozesse entfallen Zeitdruck und Improvisation.
Philemon Ruf, Projektmanager Holzbau / Teamleiter Kalkulation
Wertschöpfung durch Kooperation statt Konfrontation ist aus unserer Erfahrung die Zauberformel. Philemon Ruf, Projektmanager Holzbau / Teamleiter Kalkulation

Das Spinnennetz

Ein anschauliches Bild dafür ist das Spinnennetz: Im Zentrum steht das Projekt, während jeder Faden ein Fachgebiet oder eine Arbeitsgattung symbolisiert. Wird eine Herausforderung erkannt, wirkt sie sich unmittelbar auf das gesamte Netz aus. Alle Beteiligten in der Werkgruppe sind betroffen – und können so ihre Expertise einbringen, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Damit Diskussionen nicht ins Endlose führen, braucht jedes Netz eine «Spinne»: eine erfahrene Führungsperson mit Entscheidungsbefugnis, klarer Zielorientierung und dem nötigen Fingerspitzengefühl.

Ein Beispiel: Ist das Ziel ein hoher Vorfertigungsgrad, beeinflusst dies direkt die Detailgestaltung. Der Architekt begleitet dieses Ziel aus gestalterischer Sicht, der Unternehmer bringt Know-how zu Produktion, Montage und Machbarkeit ein, der Fachplaner prüft die Normenkonformität, und der Gesamtdienstleister stellt die Kosten- und die Terminsicherheit sicher.

Die Vorteile von Design-Build sind klar. Richtig spannend wird es jedoch, wenn man sieht, wie sich diese Arbeitsweise auf ein konkretes Bauprojekt auswirkt: Das Beispiel «Wohnen im Zelg» macht deutlich, wie Design-Build echten Mehrwert schafft. Mehr dazu finden Sie im nächsten Blogbeitrag.

Weiterführende Informationen zum Thema Design-Build

Copyright Visualisierung: Rhomberg Bau AG

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«Design-Build: Die Turbo-Methode für Bauprojekte?»

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