Der Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten ärgerte den Tourismus und das Gewerbe in der Region schon seit Langem. Es lag im vitalen Interesse der Gemeinde, alle politischen Hebel für einen neuen Standort in der Nähe des Bahnhofs in Bewegung zu setzen. Das nachhaltige Konzept des viergeschossigen Holzbaus und der Bewirtschaftung mit regionalen Lieferantinnen und Lieferanten war dabei ein erfolgreicher Türöffner. Das Hotel ist inzwischen ein Partnerunternehmen des Parc-Chasseral-Labels. Dieses zeichnet die Natur und die Ursprünglichkeit des Berner Juras aus und ist ebenso ein regionaler Stützpunkt für den Tourismus rund um den Grand Chasseral. Darüber hinaus engagiert es sich aktiv für Nachhaltigkeit und hat dafür das Label «Swisstainable Level II – Engaged» erhalten. Kurz: Das Hota Hotel ist rundum ein Gewinn für die Region. Nicht zuletzt deshalb, weil das Architekturkonzept die bauliche DNA dieses Ortes, der im Inventar der Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als typischer Standort der Schweizer Uhrenindustrie gewürdigt wird, perfekt widerspiegelt. Gemäss Architekt Gilles Marchand war denn auch die harmonische Integration eines neuen Gebäudes in eine historische Stätte die grösste Herausforderung bei diesem Projekt. Es ist ihm gelungen, die kompakte und repetitive Architektur der urtümlichen Uhrenmanufakturen und Wohngebäude auf zeitgemässe Weise neu zu interpretieren.
Geschätzt hat Gilles Marchand zudem, dass die Renggli-Mitarbeitenden Wissen und Erfahrung des Holzbaus mit dem Engineering zusammengebracht haben und er deshalb nur einen einzigen Ansprechpartner für alle Fragen hatte. Gerade die Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz und Statik (Erdbebensicherheit) sind bei Hotels naturgemäss sehr hoch und benötigen eine rechtzeitige Planung und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Das Hota Hotel bietet «Classic-Zimmer» im 2- bis 3-Sterne-Standard, «Prestige-Zimmer» mit Balkon im 4-Sterne-Standard, Junior-Suiten sowie Familienzimmer mit Etagenbetten für 5 bis 6 Personen. Dieses hybride Angebot macht das Hotel sowohl für Geschäftsreisende (geschätzt 60 Prozent der Auslastung) als auch für Touristen attraktiv. Und nein: Trotz Nähe zum Bahnhof und den Geleisen sind die Züge nicht hörbar.
«Wir wollten ein Projekt realisieren, das dem Zeitgeist entspricht und rundum ökologische Grundsätze verfolgt», erklärt Robin Chételat. Die Holzsystembauweise mit hohem Vorfertigungsgrad war in jeder Hinsicht ein Gewinn. So benötigte der Aufbau pro Etage bloss zwei Wochen. Die Badezimmer etwa kamen zur Verblüffung der Handwerker fixfertig ausgebaut auf die Baustelle – sogar die Toilettenbürsten waren schon an ihrem Platz. «Quelle coordination et quelle rapidité!», schwärmt Robin Chételat noch heute. Ob diesem Tempo waren die Anlaufschwierigkeiten des Projekts schnell vergessen. Die Brüder Chételat, die das Hotelbetriebskonzept entwickelt haben, schauen ohnehin lieber vorwärts: Ein zweites Hota Hotel wollen sie im September 2025 in Porrentruy eröffnen, ein drittes in Locarno ist in Planung. In den nächsten sechs Jahren sollen sieben weitere Standorte hinzukommen. Der Name Hota entspringt übrigens dem jurassischen Dialekt und lässt sich als «Wärme» und «Behaglichkeit» interpretieren.
In Renggli haben die Bauherren die gewünschte Ansprechpartnerin gefunden, die diese Vision mit umfassendem Holzbau-Know-how von A bis Z begleiten konnte – mit Erfolg. Dies bezeugen nicht nur die vielen äusserst positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum Hotel und zur aufgewerteten Parkanlage, sondern auch ein von Begeisterung geprägtes Dankesschreiben eines «Hausbesetzers», der einmal heimlich in einem möblierten Musterzimmer nächtigte.
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