Im Inventar der Ortsbilder der Schweiz (ISOS) taucht Saint-Imier als Ort von nationaler Bedeutung auf. Das führte 2016 zur Frage: Wie baut man im baulichen Kontext der Uhrenindustrie des 19. Jahrhunderts ein modernes Hotel?

Lobby im industrial chic
Das Hota Hotel empfängt modern und mit Mut zu starken, harmonischen Farben.
Gastrobereich mit Frühstücksbuffet
Industrieller Charme aus dem 19. Jahrhundert, modern interpretiert.
Zimmer der Kategorie Prestige mit Blick ins Badezimmer und den Wohnbereich
Verschiedene Zimmerkategorien für Geschäftsleute und Touristen - hier ein Zimmer der Kategorie Prestige.
Ein Zimmer der Kategorie Junior Suite mit Doppelbett
Ein Zimmer der Kategorie Junior Suite...
Ein Zimmer der Kategorie Junior Suite mit Sofa-Ecke
... mit Wohnzimmer

Alles andere als im Takt einer Schweizer Uhr verlief das Bauvorhaben des in der Region lange ersehnten Hotels in Saint-Imier. Was 2016 begann, zog sich über Jahre schleppend dahin, um acht Jahre später in atemberaubendem Tempo seiner Vollendung entgegenzufliegen. Das ursprünglich vorgesehene Baugelände befand sich gleich neben dem Bahnhof – ein idealer Standort für Reisende. Doch dann stellte sich heraus, dass das Terrain mit Blei und Kohlenwasserstoff kontaminiert war – für einen Hotelbetrieb unhaltbar. Die beiden Brüder Robin und Loris Chételat, die Bauherren, liessen sich von ihrer Vision aber nicht abbringen, in Saint-Imier mit der Marke Hota Hotels den Start einer neuen Hotelkette zu wagen.

Robin Chételat, Bauherr
Besonders stolz sind wir auf die vielen positiven Rückmeldungen von Gästen zur Qualität des Hotels. Robin Chételat, Bauherr
Loris Chételat, Bauherr
Unser Hotel strahlt Geselligkeit aus: ein Ort, der für das Teilen gedacht ist und von edlen und nachhaltigen Materialien getragen wird. Loris Chételat, Bauherr

Nachhaltigkeit öffnet Türen und schafft Synergien

Der Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten ärgerte den Tourismus und das Gewerbe in der Region schon seit Langem. Es lag im vitalen Interesse der Gemeinde, alle politischen Hebel für einen neuen Standort in der Nähe des Bahnhofs in Bewegung zu setzen. Das nachhaltige Konzept des viergeschossigen Holzbaus und der Bewirtschaftung mit regionalen Lieferantinnen und Lieferanten war dabei ein erfolgreicher Türöffner. Das Hotel ist inzwischen ein Partnerunternehmen des Parc-Chasseral-Labels. Dieses zeichnet die Natur und die Ursprünglichkeit des Berner Juras aus und ist ebenso ein regionaler Stützpunkt für den Tourismus rund um den Grand Chasseral. Darüber hinaus engagiert es sich aktiv für Nachhaltigkeit und hat dafür das Label «Swisstainable Level II – Engaged» erhalten. Kurz: Das Hota Hotel ist rundum ein Gewinn für die Region. Nicht zuletzt deshalb, weil das Architekturkonzept die bauliche DNA dieses Ortes, der im Inventar der Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als typischer Standort der Schweizer Uhrenindustrie gewürdigt wird, perfekt widerspiegelt. Gemäss Architekt Gilles Marchand war denn auch die harmonische Integration eines neuen Gebäudes in eine historische Stätte die grösste Herausforderung bei diesem Projekt. Es ist ihm gelungen, die kompakte und repetitive Architektur der urtümlichen Uhrenmanufakturen und Wohngebäude auf zeitgemässe Weise neu zu interpretieren.

Geschätzt hat Gilles Marchand zudem, dass die Renggli-Mitarbeitenden Wissen und Erfahrung des Holzbaus mit dem Engineering zusammengebracht haben und er deshalb nur einen einzigen Ansprechpartner für alle Fragen hatte. Gerade die Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz und Statik (Erdbebensicherheit) sind bei Hotels naturgemäss sehr hoch und benötigen eine rechtzeitige Planung und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Das Hota Hotel bietet «Classic-Zimmer» im 2- bis 3-Sterne-Standard, «Prestige-Zimmer» mit Balkon im 4-Sterne-Standard, Junior-Suiten sowie Familienzimmer mit Etagenbetten für 5 bis 6 Personen. Dieses hybride Angebot macht das Hotel sowohl für Geschäftsreisende (geschätzt 60 Prozent der Auslastung) als auch für Touristen attraktiv. Und nein: Trotz Nähe zum Bahnhof und den Geleisen sind die Züge nicht hörbar.

Die Familienzimmer sind mit Kajütenbetten eingerichtet.
Badezimmer mit Dusche und Lavabo, angeliefert auf die Baustelle als ausgebautes Modul
Reduktion der Bauzeit: Die Badezimmer wurden als vollständig ausgebaute Module auf die Baustelle geliefert.

Die Bauherren entschieden sich bewusst für einen Holzbau

«Wir wollten ein Projekt realisieren, das dem Zeitgeist entspricht und rundum ökologische Grundsätze verfolgt», erklärt Robin Chételat. Die Holzsystembauweise mit hohem Vorfertigungsgrad war in jeder Hinsicht ein Gewinn. So benötigte der Aufbau pro Etage bloss zwei Wochen. Die Badezimmer etwa kamen zur Verblüffung der Handwerker fixfertig ausgebaut auf die Baustelle – sogar die Toilettenbürsten waren schon an ihrem Platz. «Quelle coordination et quelle rapidité!», schwärmt Robin Chételat noch heute. Ob diesem Tempo waren die Anlaufschwierigkeiten des Projekts schnell vergessen. Die Brüder Chételat, die das  Hotelbetriebskonzept entwickelt haben, schauen ohnehin lieber vorwärts: Ein zweites Hota Hotel wollen sie im September 2025 in Porrentruy eröffnen, ein drittes in Locarno ist in Planung. In den nächsten sechs Jahren sollen sieben weitere Standorte hinzukommen. Der Name Hota entspringt übrigens dem jurassischen Dialekt und lässt sich als «Wärme» und «Behaglichkeit» interpretieren. 

In Renggli haben die Bauherren die gewünschte Ansprechpartnerin gefunden, die diese Vision mit umfassendem Holzbau-Know-how von A bis Z begleiten konnte – mit Erfolg. Dies bezeugen nicht nur die vielen äusserst positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum Hotel und zur aufgewerteten Parkanlage, sondern auch ein von Begeisterung geprägtes Dankesschreiben eines «Hausbesetzers», der einmal heimlich in einem möblierten Musterzimmer nächtigte.

Drohnenaufnahme des Hota Hotels mit St-Imier im Hintergrund
Ein harmonisch gesetzter neuer Akzent im Ortsbild von Saint-Imier
Drohnenaufnahme des Hota Hotels mit Park und Spielplatz

Details zum Bauprojekt

InvestorinQuai de la Gare SA
ArchitekturGINAA architectes Sàrl
BauleitungADOB architectes Sàrl
Baujahre2023–2024
KonstruktionHolzsystembau
FassadeHolzfassade aus nordischer Fichte
NutzungHotel mit 48 Zimmern zwischen 2- und 4-Sterne-Niveau
Leistungen Renggli AGHolzbau-Engineering (Statik und Bausystem | Brandschutz | Schallschutz und Akustik | Energie, Wärme- und Feuchteschutz)
Holzbau

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

Fotos: Studio Photo SPPJ, Delémont

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«Ein Hotel, das wie seine Umgebung tickt»

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