Grosses Kino für kleine Knöpfe

Hier KITA, da KIGA und Schulzimmer – beides in Gümligen –, da musste man in der internen und externen Koordination aufpassen, dass nichts durcheinander geriet. Die KITA ist ein Angebot der Stiftung Siloah, die ihren Mitarbeitenden das Leben erleichtern soll. Pflegeberufe sind herausfordernd genug, da ist eine KITA am Arbeitsort für viele eine grosse Entlastung und ein entscheidender Pluspunkt bei Stellenausschreibungen. Der Kindergarten und eine Oberstufenklasse der Stiftung Aarhus andererseits erfüllen die wachsende Nachfrage nach besonderer Betreuung kleiner, mehrfach beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher. Das bisherige Angebot beinhaltete Schul-, Arbeits- und Wohnangebote für ältere Kinder und Erwachsene mit Beeinträchtigungen. KITA und KIGA mit Oberstufe: für uns zwei Herzensprojekte.

Schon beim Bau des Bewohnerhauses Aarhus war ein Attikageschoss geplant, das man für den Kindergarten gut hätte nutzen können. Aus Finanzierungsgründen kam das damals nicht zustande. Genau aus dieser Erfahrung heraus empfahl Renggli-Projektleiter Beat Honegger den Entscheidungsträgern der Stiftung Aarhus, dieses Mal nicht nur das anstehende Stockwerk zu bauen, sondern gleich deren zwei. Dank Kostengarantie, rationeller und modularer Bauweise sowie der partnerschaftlichen und offenen Kommunikation liess sich die Stiftung davon überzeugen. Das sollte sich unerwartet schnell als sehr weise entpuppen. Da Renggli vom Bewohnerhaus einige Elemente wie etwa Wandschutzbeläge oder Schutzkanten für Türen übernehmen konnte, vor allem aber, weil das Vertrauen in unsere Arbeitsweise gross war, fiel die Bauzeit trotz coronabedingter Verzögerungen rekordverdächtig kurz aus. Keine einzige Bausitzung war nötig – eine Begehung genügte.

Das Obergeschoss wurde zunächst im Rohbau belassen, da noch offen war, wozu es dienen sollte. Nach der Eröffnung des Kindergartens war schon bald klar, dass die Reserve nicht einem weiteren Kindergarten, sondern einer Oberstufenklasse der besonderen Volksschule (Kinder und Jugendliche mit Körper- und Mehrfachbeeinträchtigung) in die Hand spielen würde. Dank modularer Flexibilität war es ein Leichtes, Anpassungen an Oberstufenbedürfnisse vorzunehmen plus ein Sitzungszimmer und zwei Büros für unterstützende Kommunikation (mit speziellen Computern und Tablets mit Piktogrammen etc.) unterzubringen. Wie schon beim Bewohnerhaus Aarhus wurde die Finanzierung des Bauvorhabens durch die Impact Immobilien AG gesichert. 

Da einige Kinder auch geistig eingeschränkt sind, wurden besondere bauliche Massnahmen wie etwa Wandschutz, zusätzliche Markierungen bei Glaseinsätzen, Stopper bei Treppenabgängen etc. nötig. Es war daher hilfreich, dass Renggli in der hindernisfreien Bauweise im Gesundheitswesen bereits über viel Know-how verfügt.

Das Projekt KITA Siloah lief praktisch parallel zum KIGA Aarhus mit oft den gleichen Partnerunternehmen und Materiallieferanten. Da war es schon eine kleine Herausforderung, Verwechslungen auszuschliessen. Im Rahmen einer Anfrage für eine alterspsychiatrische Klinik am Standort Siloah wird zurzeit in einem Masterplan das mögliche Baufeld definiert. Ältere Gebäude, in welchen u.a. auch die ehemalige KITA untergebracht war, müssen im Zuge dessen zurückgebaut werden. Der neue KITA-Standort sollte ideal in das Areal eingebettet werden und nebst Grünflächen über ein optimal kindergerechtes Raumangebot verfügen.

Ein guter Mix zwischen verspielter Architektur und zweckdienlicher Funktionalität war das Ziel. Eine Fassade im Bauklötzchenstil mit runden und eckigen Fenstern, kinderfreundliche Spielböden und fröhliche Farben sind das Resultat. Das harmonische Farbund Materialkonzept begeistert Kinder und Betreuerinnen gleichermassen.

Auch die BR Sirius Stiftung, die sich unter anderem für die professionelle und einfühlsame Betreuung von Kindern engagiert, hat das Projekt unterstützt. Nur das Wetter hatte keine Lust mitzuspielen: Der Aufrichttermin verzögerte sich deswegen um vier Wochen. Doch dank eingeplanter Reserven waren die weiteren Arbeiten und der Einweihungstermin nicht gefährdet. Und da war zu beobachten, dass sogar erwachsene Kinder an den Einrichtungen wie Spielnetz oder Sprossenwand grosse Freude zeigten.

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Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.