06.02.2019 | Medienmitteilung

Schnellstes Mehrfamilienhaus der Schweiz – aus Holz

In Lenzburg entsteht das schnellste Mehrfamilienhaus der Schweiz – aus Holz

In Lenzburg entsteht in nur fünf Monaten ein innovatives und ökologisches Wohnhaus, welches die Firma Renggli AG und die Bauherrin AXA in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule BFH realisieren. Das Prinzip des neuartigen Hochleistungs-Hybridbausystems ist bestechend einfach: Bei der auf Holzbau spezialisierten Firma Renggli AG in Schötz werden die Wohnungen als Raummodule vollständig vorgefertigt. Die Bäder, Küchen, Türen, Fenster und Beläge sind bereits eingebaut, die Leitungen der Gebäudetechnik eingezogen.

Höhere Gebäude dank Stahltragwerk

Parallel zur Produktion der Module wurde in Lenzburg das Untergeschoss erstellt und die Stahlstruktur aufgebaut. Die Unterkellerung unterscheidet sich nicht von einem konventionellen Mehrfamilienhaus. Im Gegensatz zu bisherigen Modulbauten kommt in Lenzburg ein Stahlgerüst als Tragwerk zum Einsatz, was viele Vorteile hat: Lasten werden effizient durch die Stahlbauteile ins Fundament abgetragen. Dadurch sind höhere Gebäude möglich, weil die Module von oben nicht zusätzlich belastet werden. Mit einer ausgeklügelten Schallentkoppelung zwischen Holz- und Stahlbauteilen werden der Schall und damit der Lärmpegel innerhalb des Gebäudes deutlich reduziert, was dem Eigentumswohnungsstandard entspricht. «Dieses neue Bausystem ist ein Schritt in Richtung Manufacturing 4.0 in der Bauwirtschaft», fasst Roman Hausammann vom Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur IHTA der BFH zusammen. «Die Komplexität wurde durch den entwickelten Hybrid-Systemansatz vereinfacht und mit Untersuchungen validiert. Einzelne Bauelemente werden neu als ganze Systemkomponenten gefertigt.» So werden die Küchen als ein Stück eingebaut, die Steigschächte als standardisiertes Element integriert und alle Bäder sind identisch. 

Die vorgefertigten Module werden mit Tiefladern angeliefert und können innert Stunden montiert werden. Da die Module im Innern bereits fertig sind, müssen diese nur noch in das Stahlgerüst eingesetzt, miteinander verbunden und die Gebäudetechnik angeschlossen werden. Erschlossen werden die Wohnungen über einen Laubengang mit vorgesetztem Treppen- und Liftturm. Ein konventioneller Erschliessungskern wird somit nicht mehr benötigt.

Fertigung der Module im Renggli-Werk in Schötz

Preiswerten Wohnraum erneuern und erhalten

Dieses Hybridbausystem, welches im Rahmen eines Innovationsprojekts von Innosuisse entwickelt wurde, hat neben der vereinfachten und kompakten Bauweise zahlreiche weitere Vorteile: Der Bau ist deutlich schneller, im Fall von Lenzburg spart man rund neun Monate Bauzeit. Lange Leerstände und Wohnungsknappheit können dadurch reduziert werden. «Aus sehr hoher Vorfertigung im Werk und computergestützter Produktion resultieren kürzere Bauzeiten in höherer Qualität», erklärt Max Renggli, CEO der Renggli AG. «Durch die Vorfertigung, die Standardisierung der Wohnungen und die resultierende Skalierung können die Kosten pro Wohnung in Zukunft deutlich gesenkt werden. Die Bauweise ist dadurch auch viel besser kalkulierbar als bei konventionellen Bauten und lässt Etappierungen zu.» 

Dies schlägt sich schliesslich im Mietzins nieder. «Die Bauweise erlaubt es gerade uns langfristig denkenden Investoren, Mietwohnungen von schlechter Bausubstanz, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt, mit preiswertem und modernem Wohnraum zu ersetzen. Im Idealfall können wir durch die kurze Bauzeit die bestehenden Mieter halten», begründet Simon Haus, Leiter Asset Management bei der AXA, die Mitarbeit am Projekt. 

Durch die Holzbauweise im Minergie-A-Standard setzt das Gebäude auch ökologische Standards. Die Photovoltaik-Anlage produziert Strom für den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV), geheizt wird mit erneuerbarer Wärme von der Erdsonden-Wärmepumpe.

Üblicher Wohnstandard, tiefes Preissegment

In Lenzburg wird die Bauweise ein erstes Mal beim Projekt «Hello Lenzburg» angewandt. Eine alte Liegenschaft der AXA wurde zurückgebaut und durch ein Gebäude in der modularen Bauweise ersetzt. Man baut drei Wohnungstypen, zwei unterschiedliche 2.5- und eine 3.5-Zimmer-Wohnung. Die Wohnungen verfügen über einen ökologischen Ausbaustandard, moderne Grundrisse, sind barrierefrei und werden im tiefen Preissegment vermietet. Eine 3.5-Zimmer-Wohnung kostet beispielsweise brutto rund 1'600 Franken pro Monat. «Auch als institutioneller Investor wollen wir unseren preiswerten Wohnraum im Bestand erhalten», führt Haus weiter aus. «Der Hybrid-Modulbau bietet gerade für die Erneuerung unseres eigenen Bestandes diese Möglichkeit. Die Vorsorgegelder aus der zweiten und dritten Säule werden so nachhaltig investiert.» 

Die Liegenschaft in Lenzburg hat Pioniercharakter und die Erfahrungen daraus dienen weiteren Projekten als Grundlage. Für das Projekt wurden Umfragen und ein Workshop bei Mietern von vier ähnlichen Liegenschaften durchgeführt, die Resultate flossen in die Gestaltung der Module ein. Bei der Besichtigung der vorgängig erstellten Musterwohnungen konnten sich die Mieter ein genaues Bild machen und Rückmeldungen geben. 

«Die Zusammenarbeit der Berner Fachhochschule BFH, Schweizer KMU und der AXA im Rahmen eines Projekts von innosuisse zeigt die Innovationskraft der Schweiz und stärkt unseren Werkplatz», fasst Roman Hausammann das Projektresultat zusammen. 

Weitere Partner dieser interdisziplinären Zusammenarbeit sind H. Wetter AG (Stahlbau), Schindler (Aufzüge), Geberit (Sanitärtechnik) und Amstein und Walthert AG (Gebäudetechnik).

Kontakt

Tel. +41 58 215 22 22

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Renggli AG

Alain Barmettler

Tel. +41 41 925 25 05

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Berner Fachhochschule

Roman Hausammann

Tel. +41 32 344 03 12

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