Ratgeber zum Bau eines Eigenheims gibt es zuhauf. Meist kommen sie in Form von dicken Handbüchern mit so vielen Informationen daher, dass einem schwindlig wird. Eigentlich reichen ein paar wenige, richtige Fragen und vor allem die richtige Einstellung, um ans Ziel zu kommen.

Hat man sich einmal als zukünftiger „Häuslebauer" geoutet, kommt meistens eine Lawine von Meinungen auf einen zu. Jeder weiss, wie es am besten funktioniert und sogar der sonst so wortkarge Nachbar kann plötzlich mit den abenteuerlichsten Geschichten aufwarten.

Natürlich muss man das Projekt "Hausbau" vorsichtig angehen. Es geht ja auch um eine richtig grosse Menge Geld. Zudem hört man wahre Gruselgeschichten darüber, was alles auf dem Bau schief gehen kann; eine gefährliche Sache also. Da liegt es nahe, dass man sich das ganz gut überlegt. Allerdings ist es als Laie eine Herausforderung, das Bauen zu kennen oder gar zu verstehen. Dicke Bauratgeber, die eine Vielzahl von Ratschlägen zu mannigfaltigen Szenarien aufzeigen, verwirren mehr als das sie helfen. Und überhaupt, was kümmern einen Ratschläge zum Bauen am Hang, wenn das eigene Grundstück im Flachen liegt?

Hürdenlauf mit beschränkter Sicht

Ja, es ist definitiv hilfreich – sogar notwendig – sich auf das Wesentliche zu beschränken. Sich nur um jene „Bauprobleme" zu kümmern, die auch wirklich auftauchen, lassen einen fokussiert und effizient bleiben. Das Bauen eines Eigenheims ist ein äusserst individueller Prozess und läuft jedes Mal etwas anders ab. Oder denken Sie, dass Ihr Baufachmann von Anfang an weiss, ob es Einsprachen gibt oder ob auf Ihrer Parzelle beim Graben Reliquien aus der Eisenzeit gefunden werden? Nur eines ist fast sicher: Es wird die eine oder andere Hürde zu nehmen sein und Sie können diese nicht von Anfang an antizipieren, auch wenn Sie sich noch so viel Mühe geben.

Viel schlauer ist es darum, sich gut auf das Bauvorhaben einzustellen und eine klare Haltung dazu einzunehmen. Nachfolgend gebe ich Ihnen aus unzähligen Bauvorhaben meiner Kunden die wichtigsten Tipps weiter:

Mein Zen des Bauens - die 10 anderen Tipps

1. Schritt für Schritt

Wie jedes Projekt läuft das Bauen in einer mehr oder weniger geordneten Chronologie ab. Seien Sie sich dessen bewusst und gehen Sie besonnen vor. Fragen Sie sich z.B., wann Kosten anfallen. Eine erste Grobanalyse gibt es beim Unternehmer vielleicht gratis. Aber bereits Ihre Aufforderung, etwas noch einmal zu überprüfen, könnte als eine honorarpflichtige Auftragserteilung interpretiert werden. Gehen Sie vor jedem neuen Schritt in sich und fragen Sie sich, ob das Projekt so läuft, wie Sie es sich vorstellen und ob die Voraussetzungen gegeben sind, den nächsten Schritt zu gehen.

2. Klare Kommunikation

Stellen Sie sicher, dass Sie verstanden werden und dass Sie das Gegenüber verstehen. Es ist kaum zu glauben, aber die meisten Probleme beim Bauen haben mit unklarer Kommunikation zu tun. Scheuen Sie sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen und z.B. klarzustellen, wenn Sie mit etwas oder jemandem nicht einverstanden sind. Erteilen Sie Aufträge ausschliesslich schriftlich und lassen Sie alle wissen, dass dem so ist. Lassen Sie sich Beschlüsse schriftlich bestätigen oder tun sie es selber.

3. Anforderungen mit Hierarchie

Bauen heisst, sich Träume zu erfüllen. Und am Anfang eines Bauvorhabens stehen meist eine Vielzahl von Vorstellungen und Wünsche im Raum: Grosses modernes Haus mit vollständig verglaster Südfassade, Innenhof, Autogarage für vier Fahrzeuge, Pool, Multimedia etc. Ihrem Budget zuliebe ordnen Sie all Ihre Wünsche in der Reihenfolge der Wichtigkeit und stellen Sie sich darauf ein, dass vielleicht nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können. Denken Sie dabei daran, dass Innenausbauten auch später einmal leicht aufgewertet werden können. Das Volumen des Hauses aber lässt sich nur kostspielig vergrössern.

4. Bauchgefühl

„Ach, hätte ich doch nur auf meine innere Stimme gehört!", wer hat das nicht schon erlebt? Beim Bauen trifft dies erst recht zu: Der Banker wirkt irgendwie sonderbar; der Generalunternehmer drängt Sie zur Unterschrift; der Bauleiter macht sich keine Notizen beim Gespräch. Wenn Sie dabei ein ungutes Gefühl kriegen, reagieren Sie! Überhaupt: Bauen Sie mit jenen Leuten, mit denen Sie grundsätzlich ein gutes Gefühl haben.

5. „Move with the punches"

Wie bereits angedeutet, lässt sich das Bauen nur bedingt vorausplanen. Seien Sie deshalb flexibel und erschrecken Sie nicht, wenn sich im Bauprozess ein Richtungswechsel unausweichlich aufdrängt; das gehört einfach dazu. Verlangen Sie dabei von Ihren beauftragten Unternehmen entsprechend zu agieren und allenfalls neue Offerten und Vorgehen zu definieren.

6. Es ist Ihr Haus

Sie wissen am besten, wie Sie es haben wollen. Gute Fachleute werden Ihnen tolle Alternativen aufzeigen und meistens werden Sie mit Freude einlenken. Manchmal gilt es aber auch, sich selber treu zu bleiben. Wenn Sie sich bei einschneidenden Punkten überreden lassen, laufen Sie Gefahr, dies im fertigen Haus als Mangel zu erleben.

7. Beharrlich und grosszügig

Eine Prise Beharrlichkeit ist also wichtig, damit Ihr Haus am Ende so ist, wie Sie es sich gewünscht haben. Falsch wäre es aber, den guten Rat von ausgewiesenen Fachleuten nicht abzuwägen. Auch später, während der Bauphase, gilt es, eine gute Balance zwischen beharrlich und grosszügig zu finden. Lassen Sie bei einem gut arbeitenden Unternehmen auch mal einen Lapsus zu, seien Sie aber hart, wenn Wichtiges ausbleibt oder nur mangelhaft erledigt wird.

8. Zuerst die Hausaufgaben!

Was früher galt, ist auch heute noch richtig. Nehmen Sie Ihre Pflichten als Bauherrschaft ernst und diese beschränken sich nicht nur auf das rechtzeitige Auslösen der Akontozahlungen. Als Bauherrschaft sind Sie vielseitig gefordert: Lesen und verstehen Sie Protokolle, legen Sie Korrespondenzen sauber ab, halten Sie die Ihnen auferlegten Fristen ein, kontrollieren und verstehen Sie Pläne und Devis und erkundigen Sie sich, wenn Sie etwas nicht verstehen. Wenn Sie Aufträge und Pläne einmal freigegeben haben, wundern Sie sich nicht, wenn diese auch genauso ausgeführt werden. Darum gilt: Alles ganz genau anschauen und entsprechend reagieren.

9. Zeit ist Geld, oder?

Fast alle wollen möglichst rasch bauen. Dies ist nur bedingt richtig. Es lassen sich mit einem etwas grosszügigeren Zeitbudget oft bessere Preise am Markt verhandeln. Der Unternehmer wird es mit einer besseren Offerte danken, wenn Sie ihm die nötige Zeit einräumen. Stehen sich in einer termingetriebenen Endausbauphase viele Handwerker auf den Zehen herum, passieren zudem mehr Fehler und es wird weniger sauber gearbeitet.

10. Freude herrscht

Schade wäre es, wenn Sie diese sicher sehr intensive und einmalige Phase in Ihrem Leben nicht auch geniessen könnten. Freuen Sie sich also aufs Bauen. Gerade der Kontakt mit den vielen verschiedenen Menschen, die daran beteiligt sind, kann eine unglaublich bereichernde Erfahrung sein. Nehmen Sie sich vielleicht Zeit, einmal unverhofft ein Zvieri auf die Baustelle zu bringen oder am Freitagabend mal einen Kasten Bier aufzuwerfen. Geniessen Sie, wie sich das Werk schrittweise entwickelt. Und denken Sie daran: Für eine freudige Bauherrschaft baut es sich einfach besser.

Man kann sagen, dass das erfolgreiche Bauen zu einem guten Teil auch eine Frage der eigenen Haltung ist. Mit dem richtigen Mass an innerer Gelassenheit lässt sich vieles einfacher meistern. Zudem werden so die Baufachleute um Sie herum entspannter sein und effizienter arbeiten. In der Ruhe liegt die Kraft! Haben Sie Mut und packen Sie's an.

Ich wünsche Ihnen viel Spass bei Ihrem Bauprojekt!

Kommentare zu
«Die 10 anderen Tipps zum Eigenheim»

Kommentare (8)

    22.11.2013

    Alfred Casutt

    Wünsche hatten wir und diese auch klar mitgeteilt. Die Architektin hat das hervorragend umgesetzt, wir bauten buchstäblich mit Erstentwurf. Wichtig fand ich immer, der Bauherr MUSS auf dem Bau präsent sein, so oft wie nur möglich, nicht weil man es besser weiss aber wissen wie was wo "verbaut" wurde.
    Zwar ist jeder Bauherr echt im Stress, soll er auch sein. Denn der Aufwand DEN Baugrund zu finden ist das eine, aber die Dokumentation ist schon extrem wichtig, wo verläuft das Glasfaserkabel, wo wird die Fernwärme zugeführt, sind noch andere verborgene "Überraschungen" im Boden vorhanden? Gewissen Leuten darf man auch auf die Zehen stehen, wenn etwas schludrig gemacht wird. Die Bankschulden hat der Bauherr nicht die Baufirma! Unser Bau ist unter PM Haus Ormalingen unter Minergiehaus einsehbar. Wir bauten das erste Doppel-Single-Haus der Schweiz. Zwei Männer - und jeder hat seine Wohnung.
    Der Bau ist so ausgelegt, dass jede Wohnung jederzeit vermietet werden kann, wir wissen viel, aber nie wann wir gehen müssen.
    Zwar andere Firma, aber wichtig ist - Hausideen sollen nicht als 08/15 Haus gebaut werden, man verbringt den Rest seines Lebens im Haus.

    07.12.2017

    Luise

    Ich finde Nummer 5 total notwendig nicht nur für Bauwesen aber Leben! Dieses Konzept von bis ans Ende ausharren ist so wichtig für eine gute Arbeitsmoral!

    01.02.2018

    Luise

    Was für Baumaterialien würden Sie empfehlen? Wir möchten holz nutzen, aber wir kenne alle die Vor- und Nachteile nicht. Und, was für andere Baumaterialien gibt es? Danke für die andere Tipps!

    14.02.2018

    Viktoria Maisner

    Hallo zusammen,
    herzlichen Dank für diesen spannenden und informativen Beitrag zum Thema Zimmerei. Mein Mann und ich möchten sich ein neues Eigenheim schaffen. Die Planungen laufen auf Hochtouren. Ich freue mich schon riesig darauf, wenn endlich alles fertig ist. Momentan sitzen wir mit einer Zimmerei zusammen, um die Möbel für das Wohnzimmer zu planen.

    03.03.2018

    andreas stecker

    Ich finde klara Kommunikation sehr wichtig. Danke für das Stück zu dem Thema. Ich denke, dass Leute ihre Kommunikation verbessern können. VG

    23.08.2018

    Bram

    Meine Frau und ich sind zur Zeit dabei unser erstes eigenes Haus zu bauen. Dieser Beitrag zum Thema Eigenheim ist dazu auf jeden Fall sehr hilfreich.

    Lieber Herr Bram, das freut uns sehr! Wir werden Ihr Kompliment dem Autor Tom Andris gerne weiterleiten.
    Wir wünschen Ihnen alles Gute bei Ihrem Bauprojekt.
    Beste Grüsse,
    Jeanine Troehler, Renggli AG

    29.03.2023

    Robert

    Vielen Dank für den großartigen Beitrag! Ich konnte für mich viel hilfreiches mitnehmen. Und ich freue mich schon auf weitere Beiträge.
    Herzliche Grüße,
    Robert

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