Dieser Erfahrungsbericht soll nicht mit Vorurteilen über Elektroautos aufräumen oder Zahlen liefern, welches Auto besser ist als das andere. Ich möchte Sie vielmehr mit konkreten Tipps dazu animieren, selber herauszufinden, wie es ist, den Alltag mit einem Elektroauto zu meistern.

Die Faszination für das elektrische Fahren hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los. So richtig angesteckt wurde ich im Jahr 2012 während meines Zivildiensteinsatzes beim Ökozentrum in Langenbruck, wo die Entwicklung des Elektrofahrzeugs SMILE in den letzten Zügen war. Aktiv mitgearbeitet an diesem Projekt, ein Elektroauto in Leichtbauweise zu produzieren, habe ich nicht. Trotzdem habe ich begonnen, die bisherige und weitere Entwicklung der Elektromobilität zu verfolgen.

Nachdem ich stundenlang das Internet durchforstet habe und hier insbesondere Praxisberichte gelesen habe, ist der Entschluss in mir gereift: Mein nächstes Fahrzeug soll elektrisch fahren! Da mein altes Auto schon deutlich in die Jahre gekommen ist und ersetzt werden muss, ist der Zeitpunkt ideal.

So habe ich mich also nochmals intensiv mit meinen Bedürfnissen und den Möglichkeiten, welche die Fahrzeuge bieten, auseinandergesetzt.

  • Welche Reichweite versprechen die Hersteller?
  • Wie gross ist diese in der Praxis?
  • Wie weit muss ich für meinen privaten und beruflichen Gebrauch fahren können?
  • Wo gibt es bereits jetzt Möglichkeiten das Fahrzeug zu laden?
  • Was kann man während dieser Zeit unternehmen?
  • Wie bezahlt man den bezogenen Strom und wie erhält man Zugang zu den Ladesäulen?
  • Wie kann ich Zuhause mein Fahrzeug aufladen?
  • Könnte es auch ein Firmenfahrzeug sein?

Da wir mit einem Auto in unserem Haushalt auskommen, musste ich auch meine Freundin überzeugen, auf ein mit fossilen Treibstoffen betriebenes Fahrzeug zu verzichten. Sie war von Anfang an aufgeschlossen und hat sich durch meinen Optimismus begeistern lassen. Den endgültigen Ausschlag für ihre Zustimmung gab jedoch die halbtägige Probefahrt.

Ich hatte nichts zu verlieren, also habe ich den Antrag für ein elektrisches Firmenfahrzeug gestellt. Ich habe mir Argumente und sogar schon eine Strategie zurechtgelegt, wie ich meinen Arbeitgeber von meiner Idee überzeugen könnte. Im Gespräch mit unserem internen Fahrzeugverantwortlichen Bernhard Twerenbold, durfte ich dann erfreut feststellen, dass dies gar nicht nötig ist. Ich wurde von Beginn weg in meinem Vorhaben, elektrisch mobil zu sein, unterstützt.

Dann begann die lange Wartezeit auf das neue Fahrzeug. Die Vorfreude und Ungeduld steigerte sich von Tag zu Tag. So ähnlich wenn auch nicht ganz so intensiv, wie es bei unseren Bauherren der Fall ist, wenn der Tag des Einzugs in ihr neues Zuhause immer näher rückt.

Autor Dino Augustin neben seinem Elektro-Firmenauto

Mein Elektro-Firmenauto

Mein Fazit

Unterdessen, nach rund 7 Monaten und über 8500 km, ist vom anfänglichen Abenteuer Elektromobilität natürlich nicht mehr so viel übrig. Es ist selbstverständlich geworden.

  • Ich bin nie liegengeblieben weil mir der Strom ausgegangen ist.
  • Das gemütliche Reisen auf der Autobahn, bei niedrigeren Geschwindigkeiten (damit die verfügbare Reichweite grösser ist) und ohne eigenen Motorenlärm, empfinde ich als sehr entspannt. Dies trägt, wenn auch Teilweise unumgänglich, zur Entschleunigung bei.
  • Mehrere hundert Kilogramm CO2 habe ich nicht in die Atmosphäre entlassen.
  • Die Energie für meine Fahrten wird lokal hergestellt, u.a. mit Hilfe der Photovoltaikanlagen auf dem Renggli-Werk-Dach
  • Auch längere Fahrten in meine Heimat Graubünden oder gar ins Ausland sind problemlos möglich.
  • Wenn beim Bremsen durch Rekuperation der Akku geladen wird, erfreut mich das immer noch jedes Mal.
  • An der Tankstelle war ich nur noch selten, für Besorgungen im Tankstellenshop.

Renggli-Werk aus der Vogelperspektive mit Photovoltaikanlage auf dem Dach

Hier wird der Strom für mein Elektro-Auto produziert: 
Mit der grossen Photovoltaikanlage auf dem Dach des Renggli-Werks.

Zur anfänglichen Begeisterung ist die Gewissheit gekommen, dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Elektrisch fahren ist alltagstauglich

Die Modellpallette ist unterdessen grösser geworden. Elektrofahrzeuge gibt es von vielen Herstellern, vom kleinen E-Bike bis zum Lastwagen. Vom Serienprodukt der grossen bekannten Hersteller, zu Einzelanfertigungen von Manufakturen über Umbauten von allerlei Fahrzeugtypen.

  • Da wäre bestimmt auch etwas Passendes für Sie dabei. Sofern Sie zwei oder mehr Fahrzeuge besitzen, könnte eines ein Elektrofahrzeug sein. Möglicherweise könnte sogar Ihr Erstauto elektrisch fahren, wenn Ihre Anforderungen erfüllt werden.
  • Besondere Aufmerksamkeit erfordern bei der Auswahl des Modells die unterschiedlichen Ladekonzepte. Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen den Herstellern, insbesondere wenn es darum geht den Akku innert kurzer Zeit wieder voll zu laden.
  • Seien Sie neugierig und fahren Sie Probe. Scheuen Sie nicht davor, das Drehmoment wird vielleicht auch Sie begeistern.
  • Lassen Sie sich nicht durch die derzeit noch höheren Anschaffungskosten abschrecken. Die laufenden Kosten sind deutlich niedriger als bei einem herkömmlichen Fahrzeug. Kalkulieren Sie alle Ausgaben und vergleichen Sie dann.
  • Falls Sie ein Haus bauen, denken Sie an die Stromleitung zu Ihrem Parkplatz, auch wenn Sie diese heute oder morgen noch nicht benötigen.

Zusätzlich zu den Broschüren der Hersteller empfehle ich Ihnen bei Interesse die Informationssuche in entsprechenden Foren im Internet. Dort finden Sie Erfahrungen aus der Praxis und können die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Modelle erkunden. Viele Elektroautofahrer sind begeistert von ihrem Fahrzeug und geben bestimmt auch gerne Auskunft darüber. Sprechen Sie diese also an, wenn Sie jemanden auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums oder an einer Ladesäule sehen.

Meine Empfehlungen für weiterführende Informationen

Link-Icon Wissenswertes zur Elektromobilität in der Schweiz
Link-Icon das deutschsprachige Elektroauto Forum
Link-Icon Blog, Praxiserfahrungen und Testberichte
Link-Icon Blog aus der Praxis und Testberichte
Link-Icon News zu Elektroautothemen weltweit

Kommentare zu
«Renggli fährt elektrisch – ein Erfahrungsbericht»

Kommentare (6)

    30.03.2015

    Danilo Bertocchi

    Guten Abend,
    Ich bin bei Tesla für Firmenfahrzeuge zuständig und habe ihren Bericht richtig genossen.
    Ich wäre sehr froh, wenn wir uns einmal treffen können.
    Danilo Bertocchi
    Regional Fleet Sales manager, Schweiz
    Tesla Motors
    Tel 079 932 69 75

    31.03.2015

    Heidi Fleischli, Renggli AG

    Grüezi Herr Bertocchi

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir werden Sie gerne in den nächsten Tagen kontaktieren.

    Beste Grüsse

    Heidi Fleischli
    Leiterin Marketing/Kommunikation

    06.05.2015

    Steven - pbq Batterien

    Schön deine Erfahrungen zu lesen. Gute Tipps! Elektrisches Fahren bietet
    sehr viele Vorteile, die meisten Menschen sind sich dem nur nicht bewusst.
    -
    Steven
    www.pbqbatteries.de

    29.08.2016

    Eduard J. Belser

    Ich war im Februar 2016 an einer von der AEK in Solothurn organisierte Veranstaltung zum Thema Elektromobilität. Der Direktor der AEK zog über acht Monate Tesla eine uneingeschränkt positive Bilanz. Den Strom bezieht er von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach seines Hauses. Der Präsident des Industrieverbandes Solothurn und Umgebung erklärte, sie seinen fünf Vorstandsmitglieder von den drei bereits Tesla führen und die beiden anderen am überlegen seinen auch einen Tesla zu kaufen. Aber es muss nicht immer Kaviar bzw. Tesla sein. Es gibt auch günstigere Elektroautos. Ich fahre GA und ein tolles Liegetrike von HP Velotechnik. Am Donnerstag treffe ich mich mit meiner Velomechanikerin an der EuroBike 2016 in Friedrichshafen um Liegetreiks mit Elektrounterstützung probezufahren und uns Gedanken zur allfälligen Elektromotorisierung meines Liegetrikes zu machen. Gefährliche AKWs und stinkende Autos mit Verbrennungsmotor werden zum Auslaufmodell und das ist gut so. Schön das Renggli Holzbau auch zu dieser Wende beiträgt.

    06.09.2016

    Eduard J. Belser

    Ich war an der EuroBike 2016 und könnte dort zusammen mit meiner Velomechanikerin und ihrem Mitarbeiter die ganze Palette an Liegetrikes mit Elektrounterstützung von HP Velotechnik probefahren. Es war absolut beeindrucken und mein Projekt des Nachrüstend mit einem Elektroantrieb konkretisiert sich in Richtung eines Antriebs von GoSwiss mit zwei Akkus. Das wird meine Reichweite kilo- und höhenmetermässig auf ein ganz neues Niveau anheben und Velotouren ermöglichen, die ohne Elektrounterstützung nicht möglich sind.

    24.11.2016

    Timo Meier

    Eine sehr gute Möglichkeit sind definitv Elektroautos. Zur Energiewende gehört aufjedenfall auch der Wechsel zum eAuto. Ich werde mir bald auch ein Elektroauto zulegen, informationen werde ich mir über www.eauto-frage.de einholen. Eine Solaranlage habe ich schon. Wie sieht es bei euch aus?

    Gruß

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