Besser gedämmte und dichtere Gebäudehüllen, grössere Glasflächen, steigende Komfortansprüche und Klimaveränderungen machen sommerlichen Wärmeschutz in Gebäuden immer wichtiger.

In unseren Breitengraden ist die Dämmung eines Gebäudes ein Thema, das Architekten, Bauherren und – neuerdings auch Gebäudetechniker und Bauphysiker – stark beschäftigt. Der winterliche Wärmeschutz stand über viele Jahre im Fokus und wurde durch die Minergie-Lancierung und viele andere Energie-Labels bis hin zur Energiestrategie 2050 des Bundes äusserst gut thematisiert. Normen und die Umsetzung an der Gebäudehülle wurden stetig verbessert. Weitere Verschärfungen der Vorschriften werden mit den neuen Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn 14) in den nächsten 5 Jahren folgen.

Unsere Gebäude sind heute unbestritten energetisch top optimiert und verbrauchen viel weniger Energie als noch vor 15 Jahren. Dies erreichen wir durch eine sehr gute wie auch dichte Gebäudehülle. Das bislang schwächste Bauteil, das Fenster, hat unglaubliche Fortschritte erlangt und wird zum «Star» durch seine solaren Gewinne in den Wintermonaten – dieser Effekt wird jedoch im Sommer oft noch vernachlässigt.

Warum brauchen wir heute sommerlichen Wärmeschutz?

Meteorologische Messungen in der Schweiz bestätigen, dass gegenüber den Jahren 1961-1990 alle Jahre ab 1980 erhöhte Durchschnittstemperaturen aufweisen. Momentan bewegen sich die Werte auf wenige Grad über dem Durchschnitt, aber künftig muss wohl mit vermehrten Hitzewellen gerechnet werden. Doch nicht nur die Aussentemperatur beschäftigt die Gebäudetechniker beim sommerlichen Wärmeschutz. Es gibt noch mehr Faktoren:

Wandel in der Architektur

Der aktuellen Architektur sind durch die technologischen Fortschritte fast keine Grenzen mehr gesetzt. Dies führte in den letzten Jahren auch dazu, dass die Gebäude zu immer mehr Glasanteil kommen. Früher war dies bei den schlechten U-Werten der Fenster undenkbar.

Glasfassade der Ausstellung talsee AG, Hochdorf

Einsatz von Glas in der Fassade – optisch schön, aber energetisch ein wichtiger Faktor
Bild: talsee AG, Hochdorf

Wandel in der Technik

Die Bauweise der Fenster hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht: Wärmeschutzglas wird heute in Form einer 3-fach Isolierverglasung eingesetzt. Es lässt die kurzwelligen Sonnenstrahlen hinein und sorgt so für solare Gewinne. Gleichzeitig lässt es durch die Wärmedämmbeschichtung kaum langwellige Wärmestrahlen nach aussen. Dadurch wird der Wärmeverlust im Raum minimiert.

Dreifach Isolierverglasung mit Wärmebeschichtung

So funktioniert eine 3fach-Isolierverglasung: Wärmedämmbeschichtungen behalten die Wärme im Raum und lassen gleichzeitig Sonnenlicht und -wärme hinein.
Grafik: Glas Trösch

Wandel in den Komfortansprüchen

Unsere technischen Hilfsmittel im Gebäude haben sich stetig vermehrt und damit auch die durch sie erzeugte Wärmeabstrahlung. Heute produzieren Computer, Haushaltsgeräte, TV, Beleuchtung und auch Kühlgeräte viel mehr interne Energielasten und beheizen den Raum «passiv». Im Winter ist das hilfreich, im Sommer aber weniger erwünscht.

Wandel bei den Vorschriften

Der sommerliche Wärmeschutz bekommt einen grösseren Stellenwert und muss inzwischen nachgewiesen werden. Es muss sichergestellt sein, dass die Behaglichkeit im Sommer nicht zu Lasten der solaren Gewinne im Winter vernachlässigt wird.

Die Zielsetzung der Gebäudetechnik ist deshalb:

Die thermische Behaglichkeit der Bewohner im Winter und im Sommer sicherzustellen. Dafür müssen die Einflussfaktoren des Sommers schon im Vorprojekt beachtet werden:

  • kontrollierte Beschattungsmassnahmen vorsehen
  • Fenstergrössen und g-Werte gekonnt einsetzen
  • Raumwärmespeicherkapazität berücksichtigen
  • Lüftungskonzept (Nachtkühlung) erarbeiten
  • interne Lasten minimieren oder spezifisch einrechnen

Mit dem Wissen über die veränderten Gegebenheiten wird es in den kommenden Jahren sicher eine Stabilisierung zwischen dem sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz geben. Vorrausschauende Planung und das Berücksichtigen der späteren Gebäudenutzung sind dabei die entscheidenden Faktoren.

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