Im ersten Teil unserer Blogserie haben wir die Entwicklung von BIM im Holzbau und die grundlegenden Prinzipien beleuchtet. Teil zwei zeigte, wie BIM in der technischen Umsetzung funktioniert – mit zentralen Modellen, automatisierter Werkplanung und modellbasierter Zusammenarbeit.
Im dritten und letzten Teil wird es nun ganz praktisch: Wir zeigen konkrete Beispiele aus dem Arbeitsalltag und geben Einblick, wie modellbasiertes Planen und Bauen bei uns tatsächlich gelebt wird.
Bürogebäude Pilatus-Flugzeugwerke

Am Beispiel des Bürogebäudes Pilatus-Flugzeugwerke erläutern wir die Planung in den Bereichen Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro und was dies in der BIM-Kollaboration bedeutet.
Das Modell des HLKS-Planers ist eine Zusammenführung aller gebäudetechnischen Anlagen. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, wie komplex dieses Modell ist. Die verschiedenen Systeme greifen ineinander, sind räumlich eng abgestimmt und müssen perfekt koordiniert sein.
Gerade in solchen Situationen zeigt sich der grosse Vorteil von BIM: Durch die modellbasierte Planung lassen sich Kollisionen frühzeitig erkennen, Abstimmungen effizient durchführen und die Qualität der Planung insgesamt deutlich verbessern.
Das Modell beinhaltet sehr viele Leitungen. Besonders im Holzbau stellt sich die Frage, wie wir die nötigen Aussparungen so ins Modell einbringen, dass später auf der Baustelle alles richtig umgesetzt wird. Dafür arbeiten wir mit einem zusätzlichen Aussparungsmodell, das ergänzend zum Leitungsmodell erstellt wird. Dieses Modell wird direkt in die Werkplanung integriert.
Danach folgt eine Qualitätssicherung, bei der jede einzelne Aussparung kontrolliert wird. Ziel ist es, dass auf der Baustelle alle Leitungen optimal geführt werden können – ohne nachträgliche Anpassungen oder unliebsame Überraschungen, bei denen mit der Motorsäge nachgearbeitet werden muss.
Dasselbe gilt für die Elektroinstallation. Im Holzbau besteht die Möglichkeit, Steckdosen, Lichtschalter und Leitungen direkt in die Wand zu integrieren. Deshalb ist es wichtig, diese Elemente früh und exakt zu definieren, damit sie in der Produktion korrekt eingebaut werden können.
Ein weiteres Beispiel sind die Verbindungsmittel: Manche treten mehrfach auf und beeinflussen die Kosten. Daher modellieren wir sie gezielt dort, wo es sinnvoll ist. So können sie direkt exportiert werden, was eine hohe Genauigkeit bei der Mengenermittlung gewährleistet.
Mehrfamilienhaus Lausanne

Das zweite Projekt, das wir zeigen, ist ein Mehrfamilienhaus in Lausanne. Auffällig sind hier die im Modell beschrifteten Scheiben rund um das Gebäude. Dabei handelt es sich um sogenannte Detailboxen. Diese zeigen, wo sich die jeweiligen Details im Gebäude befinden, und ermöglichen damit eine einfache Zuordnung der 2D-Schnitte. Zur groben Orientierung nutzen wir die Hauptschnitte wie Schnitt 2, Schnitt 3 oder Schnitt 4, anhand derer wir unseren Standort bestimmen können.
So erkennen wir, dass wir uns im Bereich der Terrasse befinden. Mit einem Klick auf die Detailbox können wir das jeweilige Detail direkt aufrufen und visualisieren. In diesem Beispiel sehen wir einen Schnitt durch die Wand mit Terrassendetail sowie daneben einen Schnitt durch das Fenster. Kehren wir ins Modell zurück, erscheint exakt dieser Fensterschnitt. Zoomen wir etwas heraus, wird auch der Wandschnitt sichtbar – alles passt präzise zusammen. Das heisst, wir können auch in der Detailentwicklung eine hohe Qualität sicherstellen. Unklarheiten lassen sich in Fachplanersitzungen schnell klären, und die Zusammenarbeit wird dadurch insgesamt einfacher und zielgerichteter.
Mehrfamilienhaus Engimattstrasse Zürich

Das Mehrfamilienhaus Engimattstrasse in Zürich ist insofern speziell, als sich dieses Projekt in eine bestehende Liegenschaft integriert, genauer gesagt in den Gartenbereich.
Auch für dieses Projekt haben wir ein Holzbaukostenmodell erstellt. Darin sind alle Bauteile enthalten, die für den Holzbau und dessen Kosten relevant sind. Die hinterlegten Informationen lassen sich visualisieren, zum Beispiel im Bereich der Schnittstellen: Was gehört zum Holzbau, was ist bauseits zu leisten. Schnittstellen lassen sich so sehr einfach erkennen und definieren.
Auch kostenrelevante Fragen können frühzeitig geklärt werden, zum Beispiel: Welche Holzwände haben einen Anschluss an Beton? Welche Wände müssen gekapselt werden? Welche Arbeiten können erst vor Ort am Bau erfolgen? Solche Themen lassen sich gut darstellen und filtern. Gleiches gilt für die Fenster. Wir können unterschiedliche Fenstertypen definieren und auswerten. Fenster enthalten in der Regel viele Informationen – in diesem Fall haben wir knapp 200 davon im Modell. Diese lassen sich selektieren und einblenden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Anforderungen wie Schallschutz oder Personenschutz (zum Beispiel absturzsichernde Verglasungen) können farblich hervorgehoben und im Modell direkt mit Fachplanern oder Architekten besprochen werden.
Im Holzbau spielt der Transport eine zentrale Rolle. Mithilfe vorbereiteter Modellfilter prüfen wir, welche Elemente beispielsweise die maximal zulässige Länge von 12 Metern überschreiten. Durch die automatische Visualisierung erkennen wir sofort, welche Bauteile für den Standardtransport zu lang oder zu hoch sind. Anschliessend lässt sich prüfen, ob sie auf ein Transportmittel passen, das grössere Bauteile zulässt. So können wir bereits in einer frühen Planungsphase die Logistik realistisch gestalten und die Kosten präzise kalkulieren.

Unsere Erfahrungen aus diesen Projekten zeigen: BIM ist im Holzbau nicht nur theoretisch machbar, sondern bietet in vielfältiger Weise realen Nutzen – wenn die Prozesse stimmen, die Infrastruktur passt und alle Beteiligten an einem digitalen Strang ziehen. Nat Baumann, Projektleiter Akquisition Holzbau / BIM Manager Holzbau
Weiterführende Informationen zum Thema BIM
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