Ein altes Arzthaus wird renoviert und mit einem Erweiterungsbau ergänzt zum Hospiz umfunktioniert. Ein Ort, der nicht nur Raum zum Sterben bieten will, sondern auch zum Lachen.

Der Mensch ist darauf konzentriert, sich das Leben schön zu gestalten. Aber zu Ende denken möchte er es lieber nicht. Dabei ist es durchaus erfüllend, sich mit dem Sterben zu befassen. Das Hospiz Zentralschweiz – das einzige in der Innerschweiz – trägt das Tabuthema mit Selbstverständlichkeit mitten in den Ortsteil Littau hinein. Es will nicht nur dem Sterben Raum bieten, sondern auch dem Lachen.

Zimmer des Hospizes mit warmen Materialien und Farbtönen sowie gemütliche Sitzgelegenheit mit Fensterbank
Warme Töne, natürliche Materialien: Die Betten brauchen nicht wie Spitalbetten auszusehen.
Altes Arzthaus des Architekten Joseph Gasser von 1959 mit Garten
Das 1960 erbaute Arzthaus: An der Stelle des ehemaligen Gartens mit Teich steht heute der Lichthof mit Anbau.

Schon Architekt Joseph Gasser, der 1959 das Wohnhaus mit integrierter Arztpraxis baute, hat diesem Gebäude seine menschenfreundliche Atmosphäre verliehen. Er liess sich vom amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright inspirieren, der mit seinem «Präriestil» stets den organischen Zusammenhang der Architektur mit den verschiedenen Elementen der Kunst, der Natur und den menschlichen Lebensbereichen reflektierte. So verwundert es nicht, dass hier eine lange und mühsame Standortsuche quer durch die Kantone Zug und Luzern innert Sekunden ein Ende fand. Für Sibylle Jean-Petit-Matile, Ärztin und Geschäftsleiterin der Stiftung Hospiz Zentralschweiz, stand an der Gasshofstrasse 18 sofort fest: Das ist es! Die einzige Sorge, die ihr blieb: Wie treiben wir die verbleibenden 7 Mio. Franken für den behutsamen Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes auf?

Wohnzimmer mit Bibliothek und Cheminée im renovierten Arzthaus
Entspannt und wohnlich: Die letzten Tage sollen sich wie ein sanfter Übergang anfühlen.
Essraum im renovierten Artzhaus mit Sicht zum Innenhof und zum Neubau
Wohnküche mit Sitzbar zum Mithelfen oder Plaudern
Kochen ist Leben: Eine warme, gesellige Wohnküche passt perfekt ins Hospiz Zentralschweiz.

Dass die gute Sache nicht am Geld scheiterte, ist zum einen der Luzerner Kantonalbank zu verdanken, die den Bau mit einer Zwischenfinanzierung gesichert hat. Und zum andern unterstützten zahlreiche Spender und Spenderinnen sowie Stiftungen das Projekt, wie auch einige prominente Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Sie machten sich als Botschafterinnen für das Hospiz stark, so zum Beispiel die Bestsellerautorin Federica de Cesco. Alle am Bau beteiligten Firmen haben sich in der einen oder anderen Weise erkenntlich gezeigt. Die Landeskirchen der Zentralschweizer Kantone Luzern, Zug, Uri, Ob- und Nidwalden finanzieren im Hospiz zudem eine Seelsorge.

Das oberste Ziel aller Beteiligten und im Besonderen der Bauherrschaft selbst war es, «der Angst vor dem Tod Lebendigkeit entgegenzustellen». Der Ausklang eines erfüllten Lebens sollte nicht von düsteren Gedanken begleitet sein, sondern von Licht, Wärme und Behaglichkeit für die Bewohner wie für deren Angehörige. Auch Unbeschwertheit und Lachen sollten an diesem Ort zu Hause sein. Ihren Beitrag dazu leisten die warmen Erdtöne, die grossen Fenster, das gefühlvolle Lichtkonzept, viele sorgfältig gestaltete Details und natürlich das allgegenwärtige Holz bis hin zur vier Zentimeter dicken Lehmschicht, mit der die Decken im Neubau ausgekleidet sind. Sie reguliert die Luftfeuchtigkeit und absorbiert Gerüche. Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes ist der alles verbindende Lichthof, der durch die Zimmeranordnung gebildet wird und den die Patienten und Patientinnen sogar vom herangerollten Bett aus geniessen können. Die Betten übrigens sehen in keiner Weise aus wie Spitalbetten, obwohl sie genauso funktional sind. Die Küche kommt nicht als kalte Gastroküche daher, sondern als Wohnküche, die Patienten, Patientinnen und Angehörige zum gemeinsamen Kochen einlädt.

Durchgang vom Altbau zum Neubau mit Innenhof
Bauherrin Dr. med. Sibylle Jean-Petit-Matile: «Das Durchtragen der Idee ist wichtig; nur keine vorschnellen Kompromisse.»
Innenhof zwischen Altbau und Neubau mti Sicht auf den Neubau
Dr. med. Sibylle Jean-Petit-Matile, Ärztin und Geschäftsleiterin der Stiftung
Alle Menschen, die das Haus betreten, sind berührt und überrascht über die Atmosphäre, die sie empfängt. Dr. med. Sibylle Jean-Petit-Matile, Ärztin und Geschäftsleiterin der Stiftung

Das erste Hospiz der Zentralschweiz bietet 12 stationäre Betten, eine palliative Beratungspraxis und ein Tageshospiz mit acht Plätzen. Genutzt werden sie von volljährigen Patienten und Patientinnen, die ihre Situation akzeptiert haben und in Würde und guter Pflege ihre verbleibenden Tage verbringen möchten. Wenn ein Bauprojekt dieser Aufgabe gerecht werden will, braucht es ein Team, das seine ganze Professionalität mit grossem Engagement auf diese besonderen Bedürfnisse ausrichtet. So wie Christian Zimmermann (Architektur), Dagmar Hächler und Rahel Moos (Innenarchitektur), Gerold Kunz (Projektberater Denkmalpflege), Patrik Stirnimann (Projektleiter) und Albert Lischer (Bauleiter) (beide ehemals Renggli AG). Allen voran benötigt es Bauherren wie Dr. med. Sibylle Jean-Petit-Matile und Hans-Peter Stutz. Sie haben mit ihrer herzlichen Art und ihren klaren Vorstellungen das Team auf eine beseelte Mission eingeschworen, die von Vertrauen, lösungsorientierter Zusammenarbeit und Offenheit getragen wurde. Das Resultat muss man gesehen haben. Besucher sind herzlich willkommen!

Neubau mit gemütlicher Gemeinschaftszone
BauherrschaftStiftung Hospiz Zentralschweiz
Architektur Christian Zimmermann
Innenarchitektur Hamoo Innenarchitektur
Engineering, Generalunternehmung und HolzbauRenggli AG
Projektberater bezüglich DenkmalpflegeGerold Kunz Architekt ETH SIA
Baustandard MuKEn 2008
Baujahre 2018/2019
Konstruktion Anbau Holzsystembau
Fassade Anbau Vertikale Holzverkleidung (Fichte) mit einem Dachrand aus vorpatiniertem Kupfer und einzelnen Klinkersteinelementen
Nutzung Palliative Care/Hospiz

Bitte spenden Sie

Das Hospiz Zentralschweiz ist auf Spenden angewiesen. Pro Bett sind hier, verglichen mit einem normalen Pflegeheim, doppelt so viele und sehr gut ausgebildete Pflegefachpersonen notwendig. Nicht der durchrationalisierte Betrieb, sondern der Privathauscharakter und die Behaglichkeit stehen im Mittelpunkt. So wie es Menschen am Ende ihres Weges verdienen. Zum Beispiel die Wohnküche, die zusätzliche Kosten verursacht, doch für die Angehörigen ein Ort der Interaktion und der Gemeinsamkeit darstellt, wo vielleicht wertvolle letzte Gespräche mit einem geliebten Menschen stattfinden. Das Hospiz Zentralschweiz freut sich auf Ihre Spende:

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

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«Die letzten Tage geniessen»

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