Kaum zugängliche Gelände und aussergewöhnliche Klimasituationen machen das Bauen in den Bergen zu einer Herausforderung.

Wo die Gebäude früher vor allem Schutz bieten mussten, werden sie heute zu wahren Schmuckstücken für den modernen Holzbau geformt. Holzbauingenieure und Holzbauer werden dabei zu aussergewöhnlichen Leistungen angetrieben.

Die neu errichteten Gebäude in den Bergen sind in der Regel Tourismusbauten: Bergunterkünfte, Bergrestaurants oder Seilbahnstationen. Sie dienen den Menschen beim Auskosten ihrer Freizeit in einmaligen Landschaftskulissen. Immer häufiger erkennen die Betreiber von Destinationen, dass hochstehende Holzarchitektur das Erlebnis zusätzlich unterstützen kann – wenn die Architektur Landschaftskulissen wie selbstverständlich und sinnlich ergänzt. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Bergrestaurant auf dem Chäserrugg von Herzog & de Meuron, das über die Landesgrenze hinaus für das Bauen mit Holz wirbt.

Als Holzbauingenieure gestalten wir solche Projekte ab der ersten Projektstudie tragend mit. Wo sich die Architekten zuerst um die Form und das Einfügen des Projekts im Ort kümmern, denken wir als Erstes an die Zugänglichkeit und die Montierbarkeit vor Ort. Je nachdem, wie der Bauplatz erreichbar ist – mit dem Lastwagen, dem Traktor, der Seilbahn oder dem Helikopter – und ob die Montage in den warmen oder in den kalten, stürmischen Jahreszeiten zu erfolgen hat, sind unterschiedliche Konstruktions- und  Verbindungstechnologien angebracht. Die Konstruktion und das Montagekonzept beeinflussen die Architektur direkt. Bei Helikoptermontagen zum Beispiel müssen die Bauteile auf die Traglast der Fluggeräte und die Verbindungen auf ein schnelles Absetzen optimiert sein.

Sonne, Regen, Schnee und Sturm setzen den Konstruktionen anders zu als im Flachland. Die Horizontalaussteifung muss stabiler sein, die Tragbalken höher und die Verbindungen stärker. Schnee und Regen kann in jede noch so kleine Ritze eindringen, wenn sie nicht dicht ausgebildet ist. Zudem verändert das holzige Fassadenkleid seine Oberfläche aufgrund der Sonneneinstrahlung ganz anders und die Projekte sind für Feuerwehren kaum zugänglich. Alles Aspekte, die wir als Holzbauingenieure, Bauphysiker und Brandschutzplaner frühzeitig in unserer Planung berücksichtigen müssen. Aspekte, die nur dann funktionieren, wenn wir unsere Ideen rechtzeitig mit dem ausführenden Holzbauer abgleichen, der sich der speziellen Bedingungen bewusst ist und seine Arbeiten so organisiert und ausführt, dass die geforderte Qualität stimmt und das Zeitmanagement eingehalten wird.

Über den Autor

Pirmin Jung ist Geschäftsführer bei Pirmin Jung Schweiz AG.

Illustration: Bergstation Chäserrugg auf den Churfirsten

Porträtfoto Pirmin Jung
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«Eleganz am Gipfel»

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