Die Medizinische Forschung hat in den letzten 20 Jahren entdeckt, dass Holz dem Menschen sehr wohlgesonnen ist. Es fühlt sich warm an, im Gegensatz zu Kunststoffen, Beton und Metallen, es verringert die Herzfrequenz, wenn man es nur berührt, sieht oder riecht, und erhöht die für die Gesundheit so wichtige Vagusaktivität.

Der Vagusnerv ist ein Teil des parasympathischen Systems, das in unserem Körper für Erholung, Regeneration und Gesundung sorgt. In einer Zeit von Managerkrankheit und Burn-out, in der man auf den Gegenspieler des Vagus, den Sympathikus, besonders geachtet hatte, wurde der Vagusnerv in der Medizin sträflich vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren  entdeckte man, wie wichtig die Aktivität des Vagus für die Bildung von Gesundheit ist: Praktisch sämtliche chronischen Erkrankungen entstehen aus einer Überaktivität unseres Immunsystems, im Sinne einer «stillen Entzündung ». Dieser «silent killer» (Titelzitat Time Magazin) erzeugt Arterienverkalkung ebenso wie Schilddrüsen- und Gelenksentzündungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und sogar Krebs.

Der Vagus steht, das weiss man erst seit Kurzem, in enger Kommunikation mit dem Immunsystem: Ist die Vagusaktivität ausreichend, so wird das Immunsystem gezügelt und eine einmal auftretende Entzündung ist nach kurzer Zeit gelöscht. Fehlt die Vagusbremse, so geht die Entzündung weiter und chronische Krankheiten entstehen. Die zivilisierte Menschheit stirbt vor allem an diesen chronischen Erkrankungen: Zwei Drittel der Todesfälle sind durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht, fast ein Drittel durch Krebs. Studien in Japan, Norwegen, Kanada und nicht zuletzt in Österreich durch unsere Arbeitsgruppe haben gezeigt, dass ein Bett aus Zirbenholz, ein Büro aus Massivholz und ein Schulgebäude aus Holz jeweils den gleichen Einfluss auf die Menschen darin haben: Die Herzfrequenz sinkt, das Herz ist dadurch weniger belastet, die Vagusaktivität steigt, Entzündungen werden wirkungsvoll gehemmt und die Menschen fühlen sich insgesamt erholter, schlafen besser im Zirbenbett und benötigen in Holz-Klassenzimmern um 8600 Herzschläge pro Tag weniger, verglichen mit einem Klassenzimmer, das konventionell eingerichtet ist. Japanische Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass die Gehirnaktivität im Frontallappen im Holzumfeld abnimmt, was mit subjektiv geringerem Stress verbunden ist, und haben weiters unsere Studienergebnisse in Bezug auf Herzfrequenz und Vagusaktivität bestätigt.

Was ist nun die geeignete Menge an Holz im Wohnraum? Auch das haben einschlägige Studien beantwortet: Ein Holzanteil von einem bis zu zwei Dritteln, kombiniert mit traditionellen Baumaterialien wie Lehm, Stein oder auch Ziegel, war ästhetisch und von der subjektiven Empfindung der Menschen her am ansprechendsten.

Wir tun unseren Kindern und Jugendlichen überaus Gutes, wenn wir sie in Räumen aus Holz lehren und lernen lassen. Selbstverständlich gilt das auch für ältere Semester.

Univ.-Prof. Dr. Maximilian Moser, Medizinische Universität Graz, Human Research Institut Weiz
Foto: tinefoto, Klagenfurt
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«Holz und Gesundheit - ein faszinierendes Hightechmaterial mit grosser Zukunft»

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