Wenn es um Bildung geht, das haben Behörden in der ganzen Schweiz gelernt, sollte man entsprechende Bauvorhaben nicht auf die lange Schulbank schieben. Sonst wird der Druck seitens der Schüler und Schülerinnen immer grösser, die Schulraumerweiterung immer dringender und ein termintreuer TU-Partner immer nötiger. Besonders dann, wenn noch einige unumstössliche Anforderungen im Raum stehen.

Teamwork (von links): Marc Haller (Bereichsverantwortlicher), Jacqueline Schwarz (Projektleiterin und Architektin) und Pierre de Almeida (Direktor) der Direktion Architektur und Bautechnik – DAI.

«Als Bauherr fördert der Kanton Waadt die Verwendung von lokalem Holz, indem er den Unternehmen sein eigenes Holz zur Verfügung stellt.»
Jacqueline Schwarz, Projektleiterin und Architektin

Die «schulischen Anforderungen» waren hoch bei der Ausschreibung zum Bau des neuen Gymnasiums auf dem bestehenden Schulgelände. Aufgabe 1: Das neue Schulgebäude soll an seiner privilegierten Lage eine gesunde Lernumgebung bieten mit bestem Raumklima, guter Akustik und stimulierender Alpen- und Seesicht für motivierte Gymnasiasten und Gymnasiastinnen. Aufgabe 2 (folgerichtig): Der Baustoff Holz soll umfassend und rationell zum Einsatz kommen; hohe Energieeffizienz und nachhaltige Entwicklung sind Pflicht. Aufgabe 3: Das Holz soll in Waadtländer Staatswald gewachsen sein; zur Kennzeichnung der Herkunft darf der Begriff «Bauherrenwald» verwendet werden.

Grosszügig und hell: Unter anderem dank den (Ob-)Lichtern und den grossen Fenstern im ganzen Gebäude.

Daneben gab es natürlich architektonische und ästhetische Anforderungen, die in die Ausschreibung mit einflossen. Die Erweiterung des Gymnase de Burier sollte ja schliesslich der privilegierten Lage gerecht werden und sich harmonisch mit der bestehenden Anlage zusammenfügen. Mit der ambitionierten Ausschreibung beschäftigten sich neun Totalunternehmen. Die Bestnote erhielt unser Westschweizer Team, das hoch motiviert war, hier eine exzellente Reifeprüfung im Objektbau hinzulegen.

Das Projekt hielt jedoch weitere Prüfungen bereit. Beim Aushub sprudelten den Handwerkern gleich zu Beginn grosse Mengen Grundwasser entgegen – ein mühsames, aber lösbares Problem. Weiteres Umdisponieren wurde aufgrund der Covid-19-Vorschriften nötig. Ausserdem gab es Einsprachen seitens Umweltschutzorganisationen. Mit der Auflage zur Renaturierung des Pré-Long-Baches südlich des Gebäudes gab es hier nicht nur eine Einigung – die erzielte Harmonie zwischen Holzbau und Umgebungsgestaltung wurde sogar mit dem SméO-Label für Energie und Umwelt belohnt.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei solchen Projekten im übergreifenden Teamwork und in der Motivation, behördliche Auflagen als Chancen zu betrachten.

Wie im Kanton Freiburg soll auch im Kanton Waadt die Nutzung von Holz bei öffentlichen Bauten gesetzlich verankert werden. In La Tour-de-Peilz sollte es sogar Holz sein, bei dem der Borkenkäfer seine Beisserchen im Spiel hatte. Ist das ein Problem? Da dem Holz für den Erweiterungsbau nur strukturelle Aufgaben zukamen, störte seine bläuliche Verfärbung nicht – hinter dem messingfarben eloxierten Aluminium-Wellblech der Fassade sieht’s ja keiner. Bläulich wird Holz eben, wenn es vom Borkenkäfer «behandelt» wird. Zur Ehrrettung des kleinen Vielfrasses können wir festhalten, dass befallenes Holz ohne Qualitätsminderung statisch verwendet werden kann.

«Das Ergebnis beweist, dass architektonische Qualität auch beim Bauen mit Totalunternehmern gewährleistet werden kann.»
Emmanuel Ventura, Kantonsarchitekt

Das Gymnase de Burier ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man die unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnisse unter ein Schuldach bringt. Die Lehrpersonen sind sehr zufrieden mit dem Gebäude und loben Raumklima und Akustik. Die Gymnasiasten und Gymnasiastinnen finden besonderen Gefallen am neu angelegten Schulplatz, der unter anderem als Erweiterung der Sporthalle gesehen werden kann. Die Naturfreunde erfreuen sich an der Idylle des wunderschön renaturierten Bächleins. Und die Immobilienabteilung des Kantons Waadt freut sich über die hohe Qualität des Gebäudes und natürlich darüber, dass Renggli Kosten und Termine punktgenau eingehalten hat. Aufgerundet gibt es dafür mindestens die Note 6.

Lernumgebung: Es ist kein Geheimnis, dass man in einer guten Lernumgebung besser lernen und verstehen kann.

Details zum Bauprojekt

BauherrschaftKanton Waadt, Departement für Gebäude und Kultur (Direction générale des immeubles et du patrimoine)
ArchitekturFesselet Krampulz Architectes SIA
BaustandardSméO Energie + Umwelt
Bauzeit2020 /2021
KonstruktionErschliessung in Stahl-Beton, Geschosse in Holz-Beton-Verbund und Aussen- sowie Innenwände in Holzsystembau
FassadeEloxiertes Aluminium-Wellblech, perforiert
NutzungSchulgebäude für 25 Klassen
Leistungen Renggli AGTotalunternehmung inkl. Holzbau und Holzbau-Engineering (Statik/ Bausystem)

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

Fotos: Julie Masson, Montreux und Dylan Perrenoud, Genf

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«La Tour-de-Peilz: Lernziel erreicht»

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