21.09.2016 | Veranstaltung

Energie-Labels Schweiz: Was sagt die Theorie, wie läuft es in der Praxis?

Ob SNBS, Minergie, SIA oder die MuKEn – Energie-Labels, Normen und Gesetze für Gebäude spielen eine wichtige Rolle zur Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen. Entweder als Anreiz für Bauherren oder als Vorgabe für Planer. Wir haben am 20.09.2016 fünf Experten zum Thema «Energie-Labels Schweiz – Theorie und Praxis» an einer Fachveranstaltung zu Wort kommen lassen. Sie haben dabei neue und bestehende Energie-Labels beleuchtet.

Rund 70 Personen haben am 20. September 2016 an der Fachveranstaltung der Renggli AG teilgenommen. Fünf Fachexperten, darunter Max Renggli, erläuterten die verschiedenen Labels, Normen und Gesetze und die gemeinsamen Herausforderungen: Was meinen die Experten, welche Erfolgsfaktoren die Energiewende herbeiführen können? Für Prof. Adrian Altenburger von der Hochschule Luzern und Vizepräsident der SIA sind die Sanierung des bestehenden Gebäudeparks sowie die Effizienz im Betrieb die zwei wichtigsten Punkte. Dem trägt der Pilotversuch mit dem neuen Betriebszertifikat Rechnung, ergänzt Andreas Meyer Primavesi vom Verein Minergie. Elvira Bieri von der Société Générale de Surveillance SGS hebt die Verantwortung der Markttreiber hervor. Für Geschäftsführerin der Zertifizierungsstelle des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) sind die institutionellen Investoren und die Öffentliche Hand wertvolle Förderer, um mit ihrem Label die Energiewende einzuleiten. Ähnlich tönt es von Franz Wüest, dem Luzerner Kantonsrat: Unternehmer sollen sich vorbildlich verhalten. Es reiche nicht aus, wenn der Gesetzgeber Vorschriften und Gesetze erlasse. Max Renggli von der Renggli AG nimmt diesen Punkt gerne auf. Er zeigt am Beispiel des Mehrfamilienhauses swisswoodhouse in Nebikon, was er unter nachhaltig Bauen versteht. Dabei verweist er ebenfalls auf den effizienten Betrieb des Gebäudes und dessen Lebenszyklus. Er nimmt zudem das Trendthema der Bauindustrie auf: Building Information Modeling, kurz BIM. Diese Methode fördert die Zusammenarbeit bei der Planung, Realisierung, dem Betrieb und des Rückbaus einer Immobilie. Dies hilft den Beteiligten, den Fokus auf einen ökologisch, sozial und ökonomisch langfristigen Nutzen der Immobilie zu legen.

Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion war die Aus- und Weiterbildung ein wichtiges Thema. Denn hier können die Label- und Normenverantwortlichen ansetzten. Sie schaffen damit die Grundlage für Experten mit Fachwissen und erreichen so ein gutes Verständnis für die Thematik. Daneben herrscht bei den Bauherren ebenso grosser Informationsbedarf. Zu letzterem trägt auch die Frage bei, wie viel Technik überhaupt notwendig ist. Max Renggli hat sich klar dazu geäussert: Die Technik hilft uns, die Energiewende zu schaffen. Doch sie wird auch komplexer. Das Ziel muss deshalb sein, so wenig Technik wie notwendig einzusetzen. Prof. Adrian Altenburger ist derselben Meinung. Gemäss ihm setzen die guten Planer, Ingenieure und Architekten so oder so nur die notwendige Technik ein, bzw. diejenige, welche es zur Deckung der Bedürfnisse benötigt. Andreas Meyer Primavesi betont, es gebe wohl eine Low-Tech-Bewegung, doch werde diese vermutlich klein bleiben.

Allen gemeinsam ist schliesslich die Einschätzung, dass sie die ökologische Verantwortung nicht delegieren können und der Sachverhalt uns alle betrifft.