Aufstocken, währenddessen die Mieter darunter arbeiten? Wie organisieren wir die Baustellenlogistik mitten in einem Städtli? Wir haben bei dieser Aufstockung in Sursee ein paar Herausforderungen zu meistern. Erfahren Sie, wie wir sie lösen wollen.

In dieser Serie von Blogbeiträgen begleiten wir eine Bauherrschaft bei der Aufstockung ihres vermieteten Bürogebäudes.

Ingeborg und Toni Wyss-Hurni

Ingeborg und Toni Wyss-Hurni

Unsere Nachbarn, Toni und Ingeborg Wyss-Hurni, möchten auf ihrem bestehenden Bürogebäude eine Aufstockung realisieren. Dahinter steckt der Wunsch nach einer neuen, schönen Wohnung. Wir begleiten die Bauherrschaft erst seit der gutgeheissenen Baueingabe. Diese - wie vorhergehend die Gespräche mit der Denkmalpflege und das Vorprojekt - hat zuvor der ETH-Architekt Andreas Amrein aus Sursee erledigt.

aufzustockendes Bürogebäude und angrenzendes denkmalgeschütztes Haus vor der Aufstockung

Das aufzustockende Bürogebäude mit weiss verputzter Fassade (links). Es ist angebaut an ein denkmalgeschütztes Haus.

Unser Gebäudemodernisierungsteam hat zuerst eine Bestandsaufnahme des Bürogebäudes gemacht. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Lager eines Sportgeschäfts, darüber das Filmstudio der Bauherren und in den zwei oberen Stockwerken eine IT-Firma. Dieses Gebäude ist an ein denkmalgeschütztes Bürogebäude angebaut worden, das ebenfalls dem Bauherrenpaar gehört und das sie aktuell bewohnen.

Von den vielen Herausforderungen, die wir im Vorfeld zu meistern hatten, möchten wir hier vier zusammenfassen:

1. Welche Anpassungen zur Baueingabe haben wir im Vergleich zum Erstentwurf des Architekten vorgenommen?

Neben fachlichen Anpassungen (z.B. Ergänzung der Liftüberfahrt), haben wir den Grundriss verändert. Damit können wir besser auf die Bauherrenwünsche eingehen. Zum Beispiel haben sie sich einen direkten Zugang vom Gästezimmer zum Gästebad gewünscht. Diesen werden wir über dem Treppenraum einbauen. Das Gästebad ist gegenüber den ersten Plänen neu auch hindernisfrei. Ein Punkt, der den Bauherren sehr wichtig war.

2. Welche Strategie für die gesamte Liegenschaft können wir der Bauherrschaft empfehlen?

Unser Energieexperte rät, die bestehende Heizungsanlage vorerst nur um das Nötigste zu erweitern. Gleichzeitig sollte ein offizieller Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) für beide Gebäude erstellt werden. Dieser zeigt den energetischen Ist-Zustand sowie das energetische Verbesserungspotenzial der Gebäudehüllen und Gebäudetechnik auf. Dies erachten wir als sinnvoll, weil wir mit dem heutigen Projekt nur die Aufstockung realisieren, an der Gebäudehülle und -technik jedoch nichts ändern. Auch die Heizungswahl wird dann erneut aufs Tapet gebracht. Die Anschlüsse für eine spätere Photovoltaikanlage auf dem Dach bereiten wir jetzt bereits vor. Mit dieser Vorgehensweise kann das Ehepaar die Investitionen auf einen längeren Zeitraum verteilen.

3. Was machen die Mieter während der Bauzeit?

Im Anschluss an Sondierungsbohrungen haben wir die Lärmbelastung für die unterhalb der Aufstockung beheimatete IT-Firma gemessen. Die Bohrung zeigte, dass der Lärm nicht aushaltbar gewesen wäre. Nicht zu sprechen vom Schmutz, der Kälte/Wärme und weiteren Gefahren, die während des Umbaus auftreten können. Die IT-Firma wird deshalb während der Bauzeit im Nebengebäude unterkommen.

4. Welche organisatorischen Massnahmen müssen wir treffen, damit die Aufstockung mitten in einem Städtli ohne Probleme realisierbar ist?

Neben dem Gebäude befinden sich auf privatem Grund vermietete Parkplätze. Diese benötigen wir zeitweise für die Baustellenlogistik. Der Projektleiter hat für die Mieter eine pragmatische Lösung gefunden: Sie dürfen kurzfristig ihre Autos auf unseren Tiefgaragenplätzen im Nachbarhaus parken. Einige unserer Mitarbeiter werden dafür auf die öffentlichen Parkplätze rund um unser Bürogebäude ausweichen.

Eine weitere situative Lösung wird die neue Decke für den Liftaufbau. Die dafür notwendige Betonmenge von ca. 2 bis 3 m3 ist sehr gering. Es lohnt sich nicht, dafür einen Betonpumpe aufzustellen wie bei einem Neubau. Mit dem Baumeister haben wir deshalb vereinbart, den Liftdeckel direkt neben der Baustelle auf den Parkplätzen vorzufabrizieren. Danach wird er mit dem Kran nach oben gehoben und eingesetzt.

Momentan fertigen wir im Renggli-Werk die Wand-, Decken- und Bodenelemente. Im Februar 2016 starten wir mit dem Rückbau. Verfolgen Sie unsere Erfahrungen in einem weiteren Blogbeitrag.

Beiträge derselben Serie

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Film zur Aufstockung in Sursee

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Kommentare zu
«Bauen im Bestand (1/3)»

Kommentare (1)

    17.02.2016

    Beat Marty

    Ich finde es schade, wie mit der Dachlandschaft gegen den Vorbereich zur Bahnhofstrasse mit dem Schulhaus St.Georg und auf der anderen Seite dem Snozzi-Haus umgegangen wird. Die durchgehende Dachmansarde zerstört den heute klaren Traufbezug zum hystorischen Hauptbau mit den Einzelgauben. Die Traufkante wird nur noch als friesartiges "Anhängels" wahrgenommen.
    Schade für diesen fraglichen Eingriff an diesem städtebaulich wichtigen Ort am Tor zur Altstadt von Sursee.

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