Pieterlen, eine Nachbargemeinde von Biel mit über 4000 Einwohnern, wächst und wächst. Also müssen Schulhäuser flexibel mitwachsen: Der Raumbedarf für vier zusätzliche Schulklassen wurde in den letzten Jahren immer dringender. Es war auch ratsam, bereits bei der Planung an die Möglichkeit einer Aufstockung zu denken. Und ja: Fünf Wochen Sommerferien müssen den Schülern und somit auch den Bauleuten reichen.

Schulgebäude mit geöffneten Fenstern. Eine Seite (Westen) mit Fenster, eine Seite (Süden) ohne Fenster (Eingang).
Sommerlicher Wärmeschutz: Gegen Süden sind die Klassenzimmer fensterlos, damit die Schüler und Schülerinnen im Sommer einen kühlen Kopf bewahren können.
Innenaufnahme mit Spiegelungen

Diese schulische Knacknuss überwies die Gemeinde Pieterlen in einer Ausschreibung an vier eingeladene Architekten. Das Gespann VERVE Architekten und Renggli hatte schon Erfahrung, weil es bereits mit einem ähnlichen Projekt im nahen Biel erfolgreich war. Dort hat sich das Modulbauverfahren im Schulhausbau als äusserst zweckdienlich erwiesen. Eine Besichtigung in Biel und ein Besuch in Schötz beeindruckten die Entscheidungsträger zwar durchaus, gewisse Bedenken gegenüber dem Modulbau blieben jedoch bestehen. Man befürchtete, die modulare Gleichförmigkeit könnte der Ästhetik des Gebäudes Abbruch tun. Auf der anderen Seite waren die Vorteile offensichtlich: Ein Schulgebäude, das auf ein Schraubfundament montiert und damit im Bedarfsfall einfach an einen anderen Ort versetzt werden kann, ist – jugendsprachlich ausgedrückt – schon krass. Und die Möglichkeit, in Modulbauweise innert Stunden ein weiteres Geschoss aufzustocken, ist mega. Also war es an den Architekten, zu beweisen, dass dieses Bauverfahren auch im Fach Gestaltung gute Noten abholen kann. Das und noch mehr ist den Architekten Roman Tschachtli und Florian Prinz mit Bravour geglückt.

Obwohl hier, wie auch in Biel, 12 Module ein Geschoss bilden, ist Pieterlen alles andere als die Repetition von Biel. Während dort die Module schlicht aneinandergereiht wurden, führt die 4×3-Anordnung in Pieterlen zu einer ganz anderen Gebäudetypologie. Die Klassenräume sind west- und ostseitig angelegt und bilden zusammen mit dem Zentralbereich für die Erschliessung und die Serviceeinbauten ein interessantes Raumkontinuum. In der Aussenansicht prägen Welleternit und Aluminium die Optik, besonders auch die kronenartige Dachform. Die Aluminiumfassade nimmt Bezug auf das Farbenspiel der alten Klinkerfassaden und der Ziegeldächer in der Umgebung, während das graue Welleternit mit rotblauer Nuance an die Fels- und Waldtöne des Juramassivs anknüpft. Im Geiste ist das Gebäude aber ein Holzbau durch und durch bis hinein in den Liftkern. Selbst das Isolationsmaterial basiert auf Holz.

Roman Tschachtli, Architekt, Verve Architekten GmbH SIA
Trotz der identisch aufgebauten Module haben wir in Biel und Pieterlen zwei komplett unterschiedliche Schulgebäude realisiert. Roman Tschachtli, Architekt, Verve Architekten GmbH SIA

Die Modulbauweise passt perfekt zu Bauten mit seriellen Anforderungen. Das Schulhaus in Pieterlen ist im Grund als Expansionsgefäss der bestehenden Schulanlage zu verstehen. Innerhalb von fünf Wochen ist das Gebäude um sein halbes Volumen in der Höhe erweiterbar. Bei Bedarf liesse sich problemlos noch ein weiteres Stockwerk dazuaddieren. Nicht einmal der Standort ist in Stein gemeisselt. Denn was innert drei Tagen montiert werden kann, lässt sich entsprechend schnell auch wieder zurück- und an anderer Stelle erneut aufbauen. Diese Raffinesse ist dem Schraubfundament zu verdanken und natürlich dem Modulbau an und für sich. Denn die komplette Fertigung, inklusive Haustechnik, Fenster, Türen und Malerarbeiten, erfolgte im Renggli-Werk unter perfekten Bedingungen. Entsprechend effizient und kostengünstig kommt man mit so einer Schule voran.

Nicht unbedingt einfacher ist der Modulbau im Vorfeld, gerade wenn über Bauentscheide in einem Gemeindegremium abgestimmt wird. Die Koordination, die Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen, das Einholen von Meinungen sind zeitaufwendiger als bei einer institutionellen oder privaten Bauherrschaft. Zudem ist in der Modulbauweise die Planung ohnehin schon ein schönes Stück komplexer. Dafür ist die eigentliche Aufrichte vor Ort eine enorm schnelle und entspannte Angelegenheit, auch für die Nachbarn. Für die Gemeinde Pieterlen jedenfalls war der modulare Schulhausbau eine rundum positive Erfahrung. Die grossen, flexibel nutzbaren Räume, die spezielle Dachform, die harmonische Materialisierung … das Gebäude in seiner ganzen Erscheinung stösst auf freudvolle Resonanz. Gute Noten verteilen vor allem auch die Lehrpersonen, die von den zusätzlichen Unterrichtsmöglichkeiten in den neuen Räumen begeistert sind. «Wir sind stolz auf unsere neuen Schulräume», sagt Ueli Hofer, Leiter Bau + Energie der Einwohnergemeinde Pieterlen. Er lobt die zielführende und professionelle Zusammenarbeit mit den Projektbeteiligten und die zuverlässige Einhaltung der engen terminlichen und budgetären Vorgaben. Das fühlt sich für uns wie eine bravourös bestandene Prüfung an.

Gruppenraum mit Blick in den Korridor, mit Glas abgetrennt. Sichtbare Holzbalken und Deckenplatten. Grüner Teppich.
Sicht von einem Schulzimmer Richtung Flügelfenster, die halb geöffnet sind. Holzbalken und Rückwand aus Holz, Teppich
Schulzimmer mit Teppich, sichtbaren Holzbalken und Decke, Radiatoren und grosszügigen Fenstern
Treppenhaus im Gebäude
Florian Prinz und Roman Tschachtli vor der Treppe
Florian Prinz und Roman Tschachtli von Verve Architekten GmbH SIA

Offene und variable Räume, auch im Modulbau

Modulares Schulgebäude in Biel von aussen mit beleuchteter Aussentreppe in Abendstimmung.
Modulbau Schulhaus Biel, ebenfalls von Verve Architekten: Dieselben konstruktiven Module, ein völlig anderer Gesamteindruck.

Bereits in Biel ist ein Schulgebäude in Modulbauweise entstanden. Auch hier hatten VERVE Architekten die Federführung. Obwohl auch hier konstruktiv dieselben Module wie in Pieterlen zum Einsatz gekommen sind, unterscheiden sich die beiden Objekte augenfällig: in der Erschliessung, in der Raumaufteilung, in der Materialisierung und somit im Gesamteindruck. Mehr Informationen und Bilder zum Schulhausprojekt in Biel finden Sie unter:

Details zum Bauprojekt

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Über den Autor

Porträtfoto Texter Markus Gabriel
Markus Gabriel

Markus Gabriel ist Inhaber und Creative Director bei der Agentur Angelink. Er schreibt seit Jahren Texte für das Renggli-Kundenmagazin «Faktor Raum» und den Fachblog.

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«Module machen Schule»

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