Ein schonender Umgang mit Ressourcen und die Reduktion von Material und Fläche im bebauten Raum sind ein wichtiger Bestandteil der suffizienten Wohnungsentwicklung.

Sie gehört zusammen mit Effizienz und Konsistenz zu den wichtigsten Prinzipien zur Erreichung der 2000-Watt-Gesellschaft.

Als Synonyme für Suffizienz gelten Begriffe wie Mässigung, Bescheidenheit oder Genügsamkeit. Aber auch die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem optimalen oder dem richtigen Mass und der Balance zwischen Qualität und Quantität sind damit verknüpft.

Die Entwicklung der Wohnungsgrössen ist eine Begleiterscheinung des Wohlstands und hatte vor allem vor den 1990er-Jahren ihren Höhepunkt. Der heutige Wohnungsmarkt hat seither keine wesentlichen Veränderungen in der Wohnfläche erfahren und bleibt durch seine renditebasierten, marktwirtschaftlichen Prinzipien gesteuert. Vor allem im städtischen Bereich ist günstiger Wohnraum zunehmend eine Rarität.

Wohnbaugenossenschaften verfolgen einen differenzierteren Ansatz. Sie haben den Anspruch, auch im städtischen Raum bezahlbaren Wohnraum anzubieten, welcher die heutigen Anforderungen in Bezug auf Architektur, Ökologie und Energie erfüllt. Wohnbaugenossenschaften wollen mit einem breiten Angebot verschiedener Wohnungsgrössen eine Durchmischung von Alt und Jung, von Einzelpersonen und Familien aus allen sozialen Umfeldern erreichen. Sie schreiben vor, mit welcher Belegung eine entsprechende Wohnung gemietet werden darf. Und steuern somit eine effiziente und wirtschaftliche Nutzung.

Die Bewegung des suffizienten Bauens schliesst nahtlos an diese Forderungen an und bietet interessante Denkanstösse in diesem anspruchsvollen Markt. Das beschränkt sich nicht nur auf die Synergien in gemeinsam genutzten Mehrzweck- und Hobbyräumen. Die Suche nach der Suffizienz geht weiter – zur Reduktion aller Zimmergrössen und massgeblich darüber hinaus. Nicht die Frage «Wie viel Wohnraum braucht eine Familie?», sondern «Welche Qualität muss der Wohnraum haben?» bildet das Leitbild suffizienten Bauens.

Vorbildlich hat das die Wohnbaugenossenschaft Schönheim bei ihrer Siedlung Eyhof Nord in Zürich vorgelebt. Ein Teil der Wohnungen sind sogenannte Budgetwohnungen. Diese sind kompakter, haben aber einen identischen Ausbaustandard. Der Wohnraum wurde in der Planung gekonnt in zwei Bereiche gegliedert. Der suffiziente, budgetgerechte Ansatz der Architekten reduziert den Wohnraum auf einen kleineren Bereich und generiert dadurch einen zusätzlichen, unabhängigen Raum. Ein solch haushälterischer Umgang mit der Fläche wirkt sich direkt auf die Wohnungsmiete aus und bietet bei gleicher Grösse die effizientere Nutzung mit einer höheren
Belegung an.

Grundriss einer 3 ½-Zimmer-Wohnung, die bei Bedarf schnell und einfach mit einer Zwischenwand in eine 4 ½-Zimmer-Wohnung umgewandelt werden kann.
Aus 3 ½ mach 4 ½: Aus einer 3 ½-Zimmer-Wohnung mit offenem Wohn-/Essbereich wird mit einer Trennwand anstelle eines Durchgangs ein weiteres Zimmer und damit eine 4 ½-Zimmer- Wohnung. Und das mit derselben monatlichen Miete.

Über den Autor

Simone Pretelli ist Architekt SIA/HTL und Inhaber von ruum architekten in Solothurn. Er war früher Architekt bei der Renggli AG.

Porträtfoto Simone Pretelli
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«Suffizienz im Wohnungsbau»

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